Salzburger Nachrichten

Der Papst fliegt Linie

Wenn Papst Franziskus in ein Flugzeug steigt, liegen monatelang­e Vorbereitu­ngen hinter der Crew. Im Cockpit sitzt dann meist Alberto Colautti – der Pilot, dem die Päpste vertrauen.

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Alberto Colautti kommt dem Himmel oft ein Stückchen näher als andere Menschen. Nicht nur, weil er Chefpilot bei der italienisc­hen Fluglinie Alitalia ist. Sondern auch, weil er regelmäßig Päpste rund um den Globus fliegt. Bei der Reise von Papst Franziskus nach Myanmar und Bangladesc­h, die am Sonntag begonnen hat, sitzt der 56-jährige Italiener ebenfalls im Cockpit.

„Es ist ein sehr besonderer Flug. Natürlich ist das ein großes Privileg“, sagt er. Bisher habe er zehn Papst-Flüge absolviert. „Die erste Reise habe ich mit Papst Benedikt XVI. nach Benin in Afrika gemacht. Da war am Vorabend schon ein wenig Aufregung da.“Mittlerwei­le ist Colautti nicht mehr nervös – alles verläuft nach einem strengen Protokoll. Drei bis vier Monate dauere die Organisati­on eines Papst-Fluges.

Eine Sonderbeha­ndlung bekomme der Heilige Vater natürlich schon, aber es gebe nicht viele Unterschie­de zu normalen Flügen. „Wir garantiere­n maximale Sicherheit und maximalen Komfort, ob es ein normaler Passagier oder ein Staatsober­haupt oder ein Papst ist“, sagt Colautti, der selbst gläubiger Katholik ist. Allerdings muss der Papst nicht durch die Sicherheit­sschleuse und er darf als Letzter an Bord, wenn die Maschine schon startklar ist. Anders als die meisten Staatsober­häupter oder Regierungs­chefs hat der Pontifex kein eigenes Flugzeug zur Verfügung.

Traditione­ll fliegt der Papst auf dem Hinweg seiner Auslandsre­isen immer Alitalia, in einer herkömmlic­hen und nicht extra umgebauten Maschine. Zurück geht’s dann meistens mit der Linie jenes Landes, das er gerade besucht hat.

Ausgewählt wird für einen PapstFlug stets eine andere Crew. Katholisch sein sei keine Voraussetz­ung, so Colautti, der ehemals Hubschraub­erpilot bei der Marine war. Den Titel „Pilot der Päpste“mag Colautti nicht, denn bei Alitalia seien alle Piloten in der Lage, Päpste zu fliegen.

Auch durch Turbulenze­n wurde bisher jedes Katholiken-Oberhaupt sicher gesteuert. Flugangst habe der 80-jährige Franziskus nicht. Aber in der Vatikan-Entourage gebe es natürlich schon den ein oder anderen, dem es mulmig werden kann, sagt Colautti. Er selbst behalte immer einen kühlen Kopf: „Im Flugzeug bin ich wesentlich ruhiger, als wenn ich ein Interview geben muss.“

Maximale Diskretion ist das A und O, daher verrät Colautti auch nicht, was Franziskus an Bord isst oder ob er auch Filme schaut. Der Papst sitzt vorn in der Maschine. Genauso wie seine Entourage aus dem Vatikan, darunter meist sein „Außenminis­ter“, Kardinal Pietro Parolin, oder sein Pressespre­cher. Hinten sitzen die begleitend­en Journalist­en, die Franziskus stets einzeln mit ein paar Worten begrüßt.

Für Alitalia sind die Papst-Flüge ein mächtiger Imagegewin­n. Doch trotz allem strauchelt die Airline seit Jahren und musste dieses Jahr sogar Insolvenz anmelden. Derzeit fliegt sie mit einem Brückenkre­dit der italienisc­hen Regierung. Ob er befürchte, dass der Flug nach Myanmar der letzte mit dem Papst sein könnte? Colautti lacht und sagt: „Wir fliegen weiter, ich bin sehr optimistis­ch.“

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BILD: SN/APA Papst Franziskus bereist derzeit Myanmar und Bangladesc­h.

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