Erstmals wird allein eine Frau für Österreich ausstellen
Thomas Drozda trifft seine voraussichtlich letzte Entscheidung als Kulturminister und bestellt eine Kuratorin für 2019.
VENEDIG, WIEN. „Es wird eine Künstlerin“, sagt Felicitas Thun-Hohenstein über ihre Pläne für die Biennale von Venedig. Sie werde als Kuratorin für den Österreich-Pavillon jedenfalls eine einzige Frau nominieren – welche es wird, werde sie bis Mai entscheiden. Noch nie sei Österreich auf der seit 1895 alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Kunstausstellung in Venedig allein von einer Frau vertreten worden, kritisierte Felicitas Thun-Hohenstein am Sonntag im SN-Gespräch. Kunst von Frauen – etwa von Maria Lassnig, Valie Export, Elke Krystufek, Dorit Magreiter oder heuer Brigitte Kowanz – habe es bisher nur in Gruppenausstellungen in den Österreich-Pavillon geschafft.
Felicitas Thun-Hohenstein kann diesen Markstein setzen, da Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) sie zur Kuratorin des Österreich-Pavillons für das Jahr 2019 bestellt hat.
Warum schon jetzt für 2019? Entscheidet der rote Minister noch schnell, bevor eine türkis-blaue Regierung antritt? „Nein, das ist kein Alleingang, das ist keine einsame Entscheidung“, versichert Thomas Drozda. Er habe diese bewusst nicht vor der Wahl getroffen. Um sie aber noch vor Ende der heurigen Biennale – der letzte Öffnungstag war am Sonntag – bekannt zu geben, habe er dies mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz besprochen und sich „in gutem Einverständnis“geeinigt. Ist die Bestellung der Kuratorin nun seine letzte Entscheidung als Minister? „Ja, ich nehme es an, im Grunde wird’s das gewesen sein.“Und er ergänzt: Der frühe Zeitpunkt der Nominierung für 2019 ergebe sich infolge des Konzepts der neuen Kuratorin, ein besonderes Augenmerk auf die Vermittlung zu legen.
Felicitas Thun-Hohenstein, Kuratorin zahlreicher Ausstellungen sowie Professorin an der Akademie der bildenden Künste in Wien, kündigt für Venedig 2019 einen „inhaltlich wie ästhetisch kompromisslosen, risikofreudigen künstlerischen Beitrag“an. Laut APA werde es zur Einzelpräsentation im Pavillon in den Giardini auch noch in einem Venezianischen Palazzo eine Ausstellung österreichischer Gegenwartskunst geben. Zudem wird sie bereits ab Mitte 2018 – daher die frühzeitige Bestellung – mit der Akademie der bildenden Künste eine Debatte über das Präsentieren und das Vermitteln von Kunst lancieren. Ziel sei, bisherige Ausstellungsformate einer Revision zu unterziehen und zu ergründen, wie Kunst wirke und als „wirksames Werkzeug“einzusetzen sei, sagt die Kuratorin.
Kostspielig dürften die An- und Abbauten für den Österreich-Pavillon werden. Der heuer für die Lichtskulpturen von Brigitte Kowanz eigens nach Plänen des Architekten Hermann Eisenköck geschaffene Zubau wird ab heute, Montag, abgerissen. Zum einen sei dieser Bau laut italienischem Denkmalschutz nur temporär bewilligt, erläutert Thomas Drozda. Zum anderen habe Verena Konrad als Kuratorin der Architektur-Biennale 2018 dafür „keinen Bedarf“.
Allerdings könnte Felicitas Thun-Hohenstein für ihr Vermittlungsprojekt diesen Zubau möglicherweise brauchen. Also erst aufbauen, jetzt abreißen, dann wieder aufbauen? Er habe am Wochenende darüber mit dem Architekten gesprochen, sagt Drozda. Ziel sei, den Ergänzungspavillon nun so abzubauen, dass er zwischenlagerbar und bei Bedarf 2019 verfügbar ist.