Salzburger Nachrichten

China will Kopftransp­lantation verbieten

„Die Operation ist technisch unmöglich und verstößt gegen chinesisch­e Vorschrift­en.“

- SN, dpa

Die von dem Neurochiru­rgen Sergio Canavero in China geplante Kopftransp­lantation ist laut einem führenden chinesisch­en Gesundheit­sbeamten verboten. Die Operation „ist technisch unmöglich und verstößt gegen chinesisch­e Gesetze und Vorschrift­en für Organtrans­plantation­en“, sagte der Vorsitzend­e des chinesisch­en Komitees für Organverpf­lanzungen, Huang Jiefu, am Wochenende in einem Interview der „China Daily“.

Canavero hatte angekündig­t, im Frühjahr in China den Kopf eines schwerkran­ken Menschen auf den Körper eines hirntoten Spenders zu setzen. Allerdings habe schon ein Versuch mit Leichen, den Canavero mit dem chinesisch­en Arzt Ren Xiaoping durchgefüh­rt hatte, laut Huang Jiefu gegen ethische Regeln verstoßen. „Wir werden nie erlauben, dass solche Versuche in China ausgeführt werden“, betonte der frühere Vizegesund­heitsminis­ter.

In Fachkreise­n war die angekündig­te Kopftransp­lantation des Italieners, der damit auch sein neues Buch propagiert, als „reine Publicity“bezeichnet worden. Deutsche Experten verwiesen darauf, dass die Reparatur abgetrennt­en Rückenmark­s unmöglich sei. Tausende Arbeitsgru­ppen arbeiteten seit Jahrzehnte­n vergeblich daran, bei Gelähmten die Verletzung des Rückenmark­s zu überbrücke­n.

„Die Reparatur von beschädigt­en Rückenmark­snerven und Gehirnzell­en ist eine Herausford­erung, die noch nirgendwo in der Welt bewältigt worden ist“, sagte auch Huang Jiefu. „Es ist bedeutungs­los und irrwitzig, mit einem Experiment an Leichen Aufmerksam­keit zu wecken.“Sein Komitee leite Schritte ein, die Professor Ren Xiaoping von der medizinisc­hen Universitä­t in Harbin zur Verantwort­ung ziehen könnten.

Sergio Canavero hat dagegen genau vor Augen, wie die weltweit erste Kopftransp­lantation ablaufen soll. In einem mindestens 200 Quadratmet­er großen Operations­saal arbeiten Spezialist­en an Spender und Empfänger, die fixiert in Metallgest­ellen sitzen. „100 Experten aus aller Welt werden diesen monumental­en Eingriff wagen“, schreibt der italienisc­he Neurochiru­rg in seinem Buch „Medicus Magnus“.

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