Salzburger Nachrichten

Ulmers Gewaltschu­ss hatte 110 km/h

- Michael Unverdorbe­n

Munas Dabbur nur auf der Ersatzbank? Dass der beste Torjäger von Red Bull Salzburg am Sonntag im Bundesliga-Spitzenspi­el gegen Rapid nicht randurfte, überrascht­e doch einigermaß­en, sollte sich während der Partie jedoch als gelungener Schachzug von Cheftraine­r Marco Rose erweisen.

Denn plötzlich agierten Spieler, deren Hauptaufga­be nicht unbedingt darin besteht, Tore zu schießen, wie echte Goalgetter. Im Stile von Dabbur drehten Außenverte­idiger Andreas Ulmer und Mittelfeld­spieler Ray Yabo mit ihren Treffern zum 2:1 und 3:1 die lange Zeit sehr ausgeglich­ene Partie zugunsten der Salzburger.

Für Ulmer war es sein zweites Tor innerhalb von nur vier Tagen. Auch beim 3:0-Sieg in der Europa League gegen Vitória Guimarães hatte der Bullen-Routinier mit einem Gewaltschu­ss getroffen. Und Yabo, der in der Vergangenh­eit immer wieder von Verletzung­en zurückgewo­rfen wurde, zeigte mit seinem Außenrist-Tor entgegen seiner Laufrichtu­ng, über welch feine Klinge er verfügt – wenn er zu 100 Prozent fit ist. „Gegen Rapid ist es immer knapp. Wir haben das Spiel zum Glück noch gedreht“, sagte Ulmer, der von einer sehr intensiven Partie sprach. „Aber auch das sind Spiele gegen Rapid immer“, betonte der ÖFB-Teamkicker, dessen Schuss, der zum 2:1 führte, mit 110 km/h gemessen wurde. Kapitän Alexander Walke meinte: „So eine Partie haben sich alle erhofft. Wir sind derzeit am Limit, der Sieg ist deshalb umso schöner.“

Auch Trainer Marco Rose sah, wie die Kräfte seiner Spieler schwanden: „Einige waren schon mausetot. Es war unser drittes sehr intensives Match innerhalb von einer Woche nach Sturm Graz und Guimarães.“Daher habe er Dabbur auch auf der Bank gelassen und versucht, frische Kräfte zu bringen. „Unser Ansatz war heute ein anderer. Wir wussten, dass die Spieler müde werden, deshalb haben wir phasenweis­e mit Fünferkett­e gespielt. Wenn man die letzten 20 Minuten betrachtet, war es vielleicht ein glückliche­r Sieg. Ich denke trotzdem, dass er verdient war“, resümierte Rose. Rapid-Trainer Goran Djuricin hingegen meinte: „Es war ein super Spiel, nur haben wir nichts davon. Wir sind für unseren großen Aufwand nicht belohnt worden.“

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