Genugtuung für Bottas
Mercedes-Neuling Valtteri Bottas hatte gegen Lewis Hamilton in der Saison keine reelle WM-Chance. Er nutzte den Aufstieg aber zu den ersten drei Siegen, dem dritten im Finale.
ABU DHABI. Ende gut, alles gut, kann Valtteri Bottas sagen. Der Finne, der im Jänner als Rosberg-Ersatz von Williams zu Mercedes geholt worden war, erfüllte seine Aufgabe eigentlich genau so, wie es seine Chefs Toto Wolff und Niki Lauda erwarteten. Bottas war schnell genug, um Mercedes die vierte Konstrukteurs-WM in Folge zu sichern. Und er war nicht aufmüpfig und fahrerisch so stark, Topstar Lewis Hamilton ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Als Nummer zwei kam er zu seinen ersten drei Grand-PrixSiegen: im April in Sotschi, im Juli auf dem Red Bull Ring und nun zum Ausklang im Finale von Abu Dhabi – das nicht nur durch die frühzeitige WM-Entscheidung zugunsten des Engländers, sondern auch durch den Rennverlauf eines der langweiligsten Rennen der sonst interessanten Saison war.
Bottas gelang die erste Überraschung in der Qualifikation, als er sich mit 17 Hundertsteln Vorsprung auf Hamilton die „Pole“sicherte. Aus der gelang ihm ein perfekter Start, und er ließ sich die Führung vom Teamkollegen nicht mehr abjagen. Hamilton versuchte es im Schlussdrittel, doch nach letzter Konsequenz sah das nicht aus – Bottas kontrollierte das Geschehen. Teamchef Toto Wolff jedoch erklärte: „Lewis gab alles für den Sieg, denn der Instinkt ist auch nach dem Titelgewinn noch da. Er bat uns am Funk, den Motor aufdrehen zu dürfen. Und wir beschlossen, beiden die volle Power zu erlauben, auch wenn wir damit ein Risiko eingingen.“
Für Bottas (28) war es „der wichtigste Sieg. Vor allem, weil die zweite Saisonhälfte nicht so toll war. Aber ich habe immer gearbeitet, wieder auf die Siegerstraße zu kommen. Besser hätte es nicht laufen können.“Und weiter: „Ich war eher Manager als Racer. Ich hatte das Tempo im Griff. Einmal ließ ich ein Rad stehen, das war der einzige Schreckmoment, aber ich konnte den Vorsprung wieder ausbauen.“
Dahinter blieb die Action dürftig: Vettel einsamer Dritter, Ricciardo mit Hydraulikproblem früh out. Verstappen kam an Räikkönen nicht vorbei, weil der Red Bull auf den langen Geraden zu langsam war und der Ferrari stets aus dem DRS-Bereich entschwinden konnte.
Dass es wenigstens im Mittelfeld Positionskämpfe gab, war auch keine Würze. Das Drama betraf – wie von Teamchef Franz Tost befürchtet – Toro Rosso. Nach neuerlicher Rückversetzung von Hartley waren WMPunkte unrealistisch. So musste das zweite Red-Bull-Team hoffen, dass die Konkurrenz um den sechsten WM-Platz, Renault und Haas, nicht punktet. Doch obwohl Renault das Rennen von Sainz beim Boxenstopp verhaute (Vorderrad nicht angeschraubt, Ausfall und 5000 Euro Strafe), konnte Hülkenberg Rang sechs und den Franzosen WM-Platz sechs vor Toro Rosso einfahren – was 6,5 Mill. Dollar Preisgeldunterschied ausmachte.