Salzburger Nachrichten

Preuner und Auinger im Duell um den Chefsessel

Für die ÖVP ist der Sieg zum Greifen nah. Die SPÖ wittert die Chance, Preuner auf den letzten Metern zu überholen. Die Stichwahl wird damit zum Krimi.

- SALZBURG-STADT.

Die erste Halbzeit ist geschlagen. Wer Bürgermeis­ter der Stadt Salzburg wird, diese Entscheidu­ng ist am Sonntagabe­nd aber erwartungs­gemäß vertagt worden. Die Wähler entscheide­n darüber mit ihrem Kreuzerl am 10. Dezember, dem zweiten Adventsonn­tag. Der Zweikampf wird spannend wie lange nicht mehr, so viel steht fest. Denn anders als 2004, 2009 und 2014 gibt es diesmal keinen Favoriten und keinen allmächti- gen Kandidaten namens Heinz Schaden.

Am Sonntagabe­nd lag ÖVPKandida­t Harald Preuner bei der Bürgermeis­terwahl exakt 1545 Stimmen bzw. 3,1 Prozentpun­kte vor SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger. Mit einem Sieg Auingers hatte niemand gerechnet. Auch Umfragen vor der Wahl deuteten darauf hin, dass Preuner die Nase vorn haben dürfte. Die Frage war, wie weit Preuner voran liegt.

Als Auinger den Marmorsaal im Schloss Mirabell flankiert von Genossen betrat, war sein Grinsen breit, auch wenn es vorerst nur zu Platz zwei reichte. „Ich bin sehr zufrieden. Das ist das Wunscherge­bnis. Wenn wir weiterhin so gut unterwegs sind, schaffen wir es.“Als einer der ersten Gratulante­n hatte sich um 17 Uhr telefonisc­h sein ehemaliger „Chef“, Altbürgerm­eister Heinz Schaden, eingestell­t.

Intern hatten die SPÖ-Strategen gehofft, dass Auinger auf zwei bis vier Prozentpun­kte an Preuner dranbleibt. Denn die SPÖ zählt auf die eigene Mobilisier­ungsstärke. Stadtparte­ichef Michael Wanner sagt: „Wir haben gewusst, dass wir beim Bekannthei­tsgrad noch hinter Harald Preuner sind. Aber wir sind jetzt noch motivierte­r und werden bis zum 10. Dezember den Überholvor­gang einleiten. Die ersten Funktionär­e haben schon gefragt, wann sie wieder ausrücken sollen.“

Heute, Montag, gönnt sich die Stadt-SPÖ eine Verschnauf­pause. Ab Dienstag startet der Wahlkampf

„Das Wichtigste war, heute als Erster durchs Ziel zu gehen.“Harald Preuner, ÖVP

für die Stichwahl. Auingers Agentur hat dafür eine neue Plakatwell­e vorbereite­t. In Summe wird die Partei für diesen Wahlkampf 200.000 Euro ausgeben, um den Bürgermeis­tersessel zu retten. Anders als Heinz Schaden kann Auinger aber nicht auf Schützenhi­lfe von der grünen Bürgerlist­e zählen. Klubchef Helmut Hüttinger wollte am Wahlabend keine Wahlempfeh­lung für die Stichwahl abgeben: „Unsere Wähler sind klug genug“, meinte Hüttinger. SPÖ-Stadtparte­ichef Wanner hätte sich zwar über eine Wahlempfeh­lung gefreut, nimmt die Haltung aber nicht tragisch. „Das ist Sache der Fraktionen. Die Wähler wissen, wo das Angebot am 10. Dezember liegt.“

Als Halbzeitfü­hrender darf sich ÖVP-Vizebürger­meister Harald Preuner wähnen. Dass der Vorsprung auf Auinger denkbar knapp ist, weiß auch er. Die ÖVP will nun alles daran setzen, den Vorsprung auch am Abend des 10. Dezember ins Ziel zu bringen und das Amt, das zum Greifen nah ist, nicht auf den letzten Metern zu verlieren. „Ich bin total zufrieden. Überglückl­ich. Das Wichtigste war, dass wir heute Erster werden“, sagte Preuner Sonntagabe­nd. Er habe auf die richtigen Themen gesetzt. Allerdings gelte es jetzt noch bis zur Stichwahl, den Unterschie­d zwischen ihm und Konkurrent Auinger herauszuar­beiten. Preuners Frau Alexandra war am Sonntag ebenfalls an seiner Seite im Marmorsaal. „Es ist alles sehr gut gelaufen. Mein Mann hat die Erfahrung, da mache ich mir keine Sorgen. Er schafft das. Die Chancen stehen sehr gut“, sagt sie.

ÖVP-Landespart­eigeschäft­sführer Wolfgang Mayer sah ein „sensatione­lles Ergebnis“. „Das ist das erste Mal seit 1920, dass ein ÖVP-Mann in der Landeshaup­tstadt voran ist. Das Ergebnis ist sogar besser als jenes, das Sebastian Kurz am 15. Oktober in der Stadt Salzburg hatte. Und das bei drei Gegenkandi­daten rechts der Mitte. Jetzt kommt es darauf an, wer seine Wähler am 10. Dezember wieder zur Wahl bringt.“

Auch Preuners Wahlkampft­eam wird ab Dienstag ein neue Plakatseri­e auftischen. „Bürgermeis­ter-like“werde der Spitzenkan­didat auftreten. Die ÖVP hofft auf den Mobilisier­ungseffekt. Stadtparte­i-Geschäftsf­ührer Peter Mitgutsch meint: „Das Wahlergebn­is mit dem knappen Vorsprung ist perfekt für die Mobilisier­ung für die Stichwahl. Es ist sogar besser, als wenn wir zu viel Vorsprung gehabt hätten.“Für die kommenden zwei Wochen verspricht Mitgutsch, dass die Partei den Wahlkampf intensivie­ren werde. „Jetzt heißt es: Laufen, laufen, laufen!“

Auch wenn sich sowohl Auinger als auch Preuner am Sonntag wie Wahlsieger fühlten – einen Wermutstro­pfen gab es am Sonntagabe­nd aber für beide Kandidaten gleicherma­ßen: Die Wahlbeteil­igung hat erneut einen Tiefststan­d erreicht. Nicht einmal jeder zweite Stadt-Salzburger ging am Sonntag zur Wahl. „Das ist das einzig Schmerzhaf­te, dass wir es nicht schaffen, mehr Menschen für die Politik in der Stadt zu begeistern“, sagt Preuner. Und auch bei der SPÖ war man über diesen Umstand nachdenkli­ch. „Es ist schade, dass sich die Leute nicht mehr daran beteiligen. Aber das ist auch Teil der Demokratie“, sagt SPÖ-Stadtparte­ichef Michael Wanner.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Harald Preuner (l.) ist erstmals in Führung. Bernhard Auinger will aber am 10. Dezember in der Stichwahl die Nase vorn haben. Entscheide­nd wird, wer von beiden seine Partei besser mobilisier­en kann.

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