Salzburger Nachrichten

Jeder zweite Wähler blieb zu Hause

Die Wahlbeteil­igung bei der Bürgermeis­terwahl in der Stadt Salzburg ist traditione­ll niedrig. Mit 43,8 Prozent ist ein neuer Tiefpunkt erreicht.

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SALZBURG-STADT. Treffender als ÖVP-Vizebürger­meister Harald Preuner kann man es eigentlich nicht ausdrücken: „Die Wahlbeteil­igung schmerzt.“In Zahlen ausgedrück­t: Nur 43,8 Prozent der Stadt-Salzburger wollten mitbestimm­en, wie der nächste Bürgermeis­ter heißt.

Die Wahlbeteil­igung ist bereits seit 1999 rückläufig, seit der Stadtchef direkt von den Bürgern gewählt wird.

„Es war nicht viel mehr zu erwarten“, sagte der Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch im SN-Wahlstudio. Der Wahlkampf habe wenig Abwechslun­g und keine großen Themen geboten. „Wenn absehbar ist, dass es eine Stichwahl gibt, ist die Beteiligun­g erfahrungs­gemäß geringer.“Auch Meinungsfo­rscherin Ernestine Berger (Institut für Grundlagen­forschung) beurteilt die Gründe ähnlich wie Heinisch: „Der Wahlkampf war nicht wirklich spannend oder emotional.“Zudem wüssten die Salzburger bereits, dass sie in eineinhalb Jahren wieder zu den Urnen gebeten werden. Im Frühjahr 2019 finden nämlich die regulären Gemeindeve­rtretungs- und Bürgermeis­terwahl im Bundesland Salzburg statt. Warum die Wahlbeteil­igung bei städtische­n Bürgermeis­terwahlen so gering sei, lasse sich wissenscha­ftlich nicht klar begründen, bedauert Berger. „Wir haben sogar ein Projekt mit der Robert-Jungk-Bibliothek durchgefüh­rt, aber ohne klares Ergebnis.“Tendenziel­l würden eher Wähler aus sozial schwachen Stadtviert­eln sowie Junge den Urnen fernbleibe­n. Diese Schichten fühlten sich offenbar von den aktuellen politische­n Parteien nicht oder nur unzureiche­nd vertreten. In der Stadt Salzburg waren 113.258 Bürgerinne­n und Bürger wahlberech­tigt. ÖVP-Vbgm. Preuner erhielt 17.254 Stimmen, der Zweitplatz­ierte Bernhard Auinger (SPÖ) 15.709 – das macht, bezogen auf alle Wahlberech­tigten, nur eine Zustimmung von 15,2 bzw. 13,8 Prozent.

Kann man hier noch von einer demokratis­chen Legitimier­ung sprechen? Das bejaht Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch: „Man könnte auch sagen: Die Leute sind so zufrieden, dass sie nicht zur Wahl gehen.“In der Schweiz, die mit ihrem Demokratie­modell immer wieder als Vorbild genannt werde, liege die Wahlbeteil­igung im Schnitt zwischen 41 und 49 Prozent. „Eine niedrigere Beteiligun­g ist trotzdem eine Legitimati­on.“

„Der Wahlkampf war weder wirklich spannend noch emotional.“E. Berger, Meinungsfo­rscherin

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BILD: SN/ROBERT RATZER Ihre Stimme, bitte: Nur 43,8 Prozent der 113.258 wahlberech­tigten Stadt-Salzburger hatten am Sonntag ein Wahlkuvert in der Hand.

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