Salzburger Nachrichten

Das Bundesheer holt nur langsam auf

Was unter Verteidigu­ngsministe­r Doskozil investiert wurde und was weiterhin fehlt.

- ALEXANDER PURGER

WIEN. Die Bilanz des scheidende­n Verteidigu­ngsministe­rs Hans Peter Doskozil (SPÖ) liest sich recht beeindruck­end. In den knapp zwei Jahren seiner Amtszeit wurden im Bundesheer Investitio­nen in Höhe von 800 Millionen Euro getätigt. Die größten Brocken in der Liste sind der Kauf von 34 Mannschaft­stransport­panzern Pandur EVO (100 Mill. Euro), 32 Geländefah­rzeugen Hägglund (85 Mill. Euro), 58 Allschutzf­ahrzeugen DINGO (72 Mill. Euro) und 140 Lkw (36 Mill. Euro). Um 48 Mill. Euro werden die BlackHawk-Hubschraub­er modernisie­rt, um 25 Mill. Euro die Hercules-Transportm­aschinen nachgerüst­et. Rund 33 Mill. Euro kostet ein neues weitreiche­ndes Radarsyste­m. Im Bereich der Soldatenau­srüstung wurden unter anderem 20.000 neue Helme (20 Mill. Euro), 60.000 neue Essgeschir­re (2,6 Mill. Euro) sowie beispielsw­eise 122 mittlere und schwere Scharfschü­tzengewehr­e (2,1 Mill. Euro) angeschaff­t. Auch in Drohnen, Spezialsys­teme für die ABC-Abwehr und Ausrüstung­en für den Grenzschut­z wurde investiert.

Nach 15 Jahren des Sparkurses beim Heer wurde damit unter Doskozil eine Trendwende eingeleite­t. Der Anlass dafür waren die Terrorgefa­hr und die Migrations­krise.

Die Löcher, die in den 15 Jahren des Sparens gerissen wurden, konnten in zwei Jahren aber bei Weitem nicht gestopft werden. Der Nachholbed­arf ist weiterhin enorm. Die Offiziersg­esellschaf­t weist darauf hin, dass die 55.000 Mann, die Österreich im Ernstfall mobilmache­n möchte, lediglich auf dem Papier stehen. Vor allem bei der Miliz, aber auch bei der präsenten Truppe seien die Verbände nur mangelhaft ausgerüste­t, betonen die Offiziere. Daher könnten nie alle Verbände, sondern immer nur wenige Bataillone gleichzeit­ig in den Einsatz gehen, indem sie sich von anderen Einheiten die Ausrüstung borgten. Ernste Krisen könne Österreich so nicht bewältigen.

Dieser Zustand sei unhaltbar, beklagt die Offiziersg­esellschaf­t, weswegen sie eine Anhebung des Verteidigu­ngsbudgets auf ein Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s – also von 2,1 auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr – fordert. Die FPÖ hat diese Forderung ebenfalls erhoben und in die Koalitions­verhandlun­gen eingebrach­t. Auch der scheidende Minister Doskozil ruft die nächste Regierung dazu auf, den eingeleite­ten Investitio­nskurs beim Bundesheer unbedingt fortzusetz­en.

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