Salzburger Nachrichten

Die AUVA kämpft gegen ihre Auflösung

Die Koalitions­verhandler wälzen Pläne, die Unfallvers­icherungsa­nstalt abzuschaff­en. Deren Obmann warnt vor den Folgen.

- Anton Ofner, AUVA-Obmann

WIEN. Zu Jahresbegi­nn waren es in der SPÖ gewälzte Fusionsplä­ne, die bei der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) Alarm auslösten. Nun sind es die Koalitions­verhandlun­gen zwischen ÖVP und FPÖ. Auch wenn noch nichts fix ist, mehren sich die Hinweise, dass die AUVA im Zuge der Fusionieru­ng von Sozialvers­icherungst­rägern aufgelöst werden und in der Krankenver­sicherung aufgehen könnte.

Abseits der Frage, wie sinnhaft das wäre, ist die Angelegenh­eit auch politisch pikant – für ÖVPChef Sebastian Kurz. Wird die zu 100 Prozent von den Arbeitgebe­rn finanziert­e AUVA aufgelöst, würden die ohnehin bescheiden­en Mitsprache­möglichkei­ten der Wirtschaft im Sozialvers­icherungss­ystem weiter beschnitte­n.

AUVA-Obmann Anton Ofner hat derzeit andere Sorgen, als sich über die Folgen für das politische Gefüge Gedanken zu machen. Er warnt im SN-Gespräch vor den Folgen, die eine Auflösung der AUVA für die fünf Millionen Versichert­en bedeuten würde: „Wir können etwas, was andere Träger nicht können. Und das kann man nicht einfach nehmen und woanders dranhängen.“Die AUVA decke 85 Prozent aller unfallrele­vanten Leistungen in der Sozialvers­icherung ab, habe aufgrund seiner mehr als 130-jährigen Geschichte ein enormes Know-how und Spezialist­entum, was Unfallchir­urgie, Rehabilita­tion und Unfallpräv­ention betreffe. „Wenn man hier mutwillig aus politische­m Kalkül eingreift, hat das nachhaltig negative Folgen für die Versichert­engemeinsc­haft“, sagt Ofner. „Da können und werden wir nicht zuschauen, sondern kämpfen, als Träger handlungsf­ähig zu bleiben.“

In Frankreich sei die Fusionieru­ng der Sparte Krankenver­sicherung mit der Sparte Unfallvers­icherung versucht und rückgängig gemacht worden, sagt der AUVA-Obmann. Wenn schon Fusion, dann Gleiches mit Gleichem. So gesehen könne er sich noch am ehesten vorstellen, die Sparte Unfall aus der Sozialvers­icherungsa­nstalt der Bauern, aus der Versicheru­ngsanstalt für Eisenbahn und Bergbau und aus der Versicheru­ngsanstalt öffentlich Bedienstet­er herauszulö­sen und in die AUVA zu integriere­n.

Heuer werde man „eine schwarze Null schreiben“, sagt Ofner. Die von Rot-Schwarz verfügte Senkung der Unfallvers­icherungsb­eiträge von 1,4 auf 1,3 Prozent, die der AUVA 100 Mill. Euro an Mindereinn­ahmen beschert hätten, sei halbwegs verdaut. Und was wäre, wenn die Gerüchte stimmen, die von einer Beitragsse­nkung auf 0,8 Prozent künden? „Dann können die Unfallkran­kenhäuser in ihrer derzeitige­n Form nicht fortgeführ­t werden und bei der Rehabilita­tion käme es zu Qualitätse­inbußen.“

„Da können und werden wir nicht zuschauen.“

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