Mordprozess nach Explosion: Zeugin mit Weinkrampf
Erschütternde Szenen spielten sich am Mittwoch am Wiener Landesgericht ab. Beim Prozess um die – laut Anklage – absichtlich herbeigeführte Explosion in einem Wohnhaus in der Hernalser Hauptstraße am 26. Jänner mussten die Zeugen noch einmal sämtliche Details Revue passieren lassen. Dem 56-jährigen Beschuldigten wird vorgeworfen, wegen seiner unmittelbar bevorstehenden Delogierung ein Gas-Luft-Gemisch zur Detonation gebracht zu haben. Der Hausverwalter, der gerade dabei war, die Wohnung aufsperren zu lassen, wurde dabei getötet. Zahlreiche Bewohner, darunter auch ein Neugeborenes, wurden verletzt. Deshalb lautet die Anklage nicht nur auf Mord, sondern auch auf 22-fachen Mordversuch.
Eine Anrainerin, deren Tochter knapp mit dem Leben davongekommen war, erlitt vor Gericht einen Weinkrampf. Das Mädchen leidet seither unter posttraumatischen Störungen. Auch der lebensgefährlich verletzte Schlosser, der die Wohnungstür des 56-Jährigen öffnete, rang um Fassung. Nach monatelanger Rehabilitation ist der Mann auf einem Auge nahezu blind, sein Schädel nach Serienoperationen mit Titanplatten gespickt. Auch die Ehefrau des getöteten Hausverwalters wurde in den Zeugenstand gebeten. Sie konnte den Angeklagten nicht ansehen.
Der Gerichtsmediziner wurde mit der Erstellung eines Ergänzungsgutachtens beauftragt. Ein Urteil wird für den 11. Jänner 2018 erwartet.