Vorfreude und Zweifel prägen ihre Rückkehr
Das Comeback von Österreichs Skistars. Anna Veith beendet ihre Leidenszeit, Marcel Hirscher muss einen riesigen Rückstand aufholen.
Wenn morgen, Freitag (20.30 Uhr MEZ), die Abfahrerinnen in Lake Louise (das für Mittwoch geplante zweite Training musste wegen Neuschnees abgesagt werden) die Saison in Angriff nehmen, dann startet Anna Veith in ihre zweite Karriere. 26 Monate Leidenszeit sollen dann endgültig der Vergangenheit angehören. Conny Hütter hat eine zehnmonatige Rennpause hinter sich. Da erscheint Marcel Hirschers Comeback am Sonntag im Riesentorlauf gut drei Monate nach seiner Knöchelverletzung auf den ersten Blick einfacher. Während das DamenDuo Zeit bei der Rückkehr hatte, so tickt die Uhr gegen den Topstar.
Veith hatte sich im Oktober 2015 sämtliche Sehnen und Bänder im rechten Knie gerissen, Schmerzen beim Comeback in der vergangenen Saison erzwangen eine weitere Operation an der Patellasehne, diesmal am linken Knie wegen einer chronischen Entzündung. Körperlich stehe sie nun „viel besser da“, wenngleich die Reaktion des Knies auf die nun rennmäßige Belastung auch für sie selbst nicht vorhersehbar ist. „Vom Gefühl her ist es sehr gut, ich habe keine Bedenken. Natürlich wäre es ein Traum, wenn ich ganz normal starten und das durchziehen könnte, ich weiß aber nicht so genau, was auf mich zukommt“, sagte die 28-jährige Salzburgerin.
Die Trainings seien jedenfalls gut verlaufen, die Vorfreude sei dementsprechend groß. „Die Anspannung vor so einer Herausforderung, wenn man am Start steht, das Kitzeln ist schon was ganz Besonderes. Das ist mir schon abgegangen“, sagt Veith. Ihre Erwartungshaltung in den beiden Abfahrten ist freilich bescheiden. Im Super G traut sie sich mehr zu. „Ich glaube, da kann ich den Rückstand am schnellsten aufholen.“So ist sie in Cortina im Jänner im zweiten Speedrennen ihres ersten Comebacks schon wieder auf das Podest gefahren.
Auch Conny Hütter freut sich auf ihre Rückkehr. Die Steirerin hatte sich im Jänner beim Training in Saalbach das Kreuzband gerissen. Als Erkenntnis hat „Conny Karacho“, wie sie wegen ihres risikoreichen Fahrstils genannt wurde, nun ihre Philosophie geändert: „Bei den Trainings bin ich früher immer voll runtergefahren und habe mir nichts gedacht. Jetzt merke ich, dass ich manchmal das Hirn einschalte. Früher habe ich vielleicht oft sinnlos riskiert. Ich hoffe, dass ich das positiv nutze“, sagt die 25-Jährige. Wunderdinge sind auch bei ihr nicht zu erwarten, wenngleich sie schon im Herbst ankündigte: „Ich komme sicher nicht schwächer zurück.“Bestätigen konnte das Speedtrainer Roland Assinger nach dem Trainingslager in Chile: „Sie hat einige
„Normalerweise sind zwei Sekunden Rückstand eine Tragödie.“
Zeitläufe hingelegt, wo die anderen nur so geschaut haben.“
Ebendiese Zeitläufe bereiten Hirscher Kopfzerbrechen. Der Ausnahmeathlet war zwar nie als Trainingsweltmeister bekannt, zweieinhalb Sekunden Rückstand auf Roland Leitinger veranlassen Hirscher aber zu noch intensiverem Training. „Marcel muss in wenigen Tagen oder Wochen aufholen, was die anderen seit März am Herausfinden sind“, beschreibt AtomicRennchef Christian Höflehner die verlorene Testzeit mit den neuen Riesentorlaufski (kürzerer Radius).
„Normalerweise sind zwei Sekunden eine Tragödie“, sagt Hirscher. Diesmal sei es wegen der Umstände aber nur ernüchternd. Im Hinblick auf „seine“Disziplin lässt Hirscher den Super G am Freitag (18.45) aus. „Ich habe im Riesentorlauf genug Arbeit vor mir. Bis ich da wieder vorn mitfahren kann, wird es sicher noch einige Zeit dauern.“Zuversicht gibt ihm die Genesung seines Knöchels. Der ist verheilt und schmerzt nicht mehr. Jetzt geht es um die Abstimmung zwischen Ski und Schuh. Mit der Hilfe von einem halben Dutzend Betreuern.