Salzburger Nachrichten

„Großbauste­lle“in der Au löst Wirbel in Weitwörth aus

Seit drei Monaten wird in der Weitwörthe­r Au gearbeitet. Massive Rodungen und Erdbewegun­gen haben nun Kritiker auf den Plan gerufen. Das Land versucht zu beruhigen.

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Die Weitwörthe­r Au präsentier­t sich an diesem Novemberta­g von ihrer schönsten Seite. Im Ausee spiegelt sich die Herbstsonn­e, ein Schwarm Kormorane zieht vorbei. Doch ein paar Meter weiter ist es mit der Idylle vorbei. Ein Lkw kippt Erde am Seeufer ab, ein Bagger schiebt die Massen ins Wasser. Unweit liegt ein riesiger Berg Wurzelstöc­ke, die Reste von rund sieben Hektar gerodetem Fichtenwal­d.

Solche Maßnahmen sind es, die derzeit vor allem bei Landwirten in der Gegend für Unmut sorgen. Der Ausee werde zugeschütt­et, Fische getötet, Wald sinnlos zerstört und vor allem, der Naturschut­z dürfe in der Au schalten und walten, wie er wolle, so die Vorwürfe. Öffentlich wollen die Gegner das nicht sagen. Das tut Hans Hufnagl, der an diesem Tag in der Au unterwegs ist. „Ich bin zwar kein Projektgeg­ner, aber es ist schon ein Wahnsinn, was der Biber hier treibt. Was machen Sie, wenn der in die bewirtscha­fteten Wälder übersiedel­t?“, fragt er Bernhard Riehl, Leiter des zehn Millionen Euro teuren LIFE-Projekts, das für die Renaturier­ung der Weitwörthe­r Au bis 2020 verantwort­lich ist.

Der beruhigt. In der Au dürfe der Biber Bäume fällen. „Die sind dann Lebensraum für Pilze und Tiere.“Das bringe Dynamik in die Au. „Und warum habt ihr so viele Fichten gerodet?“, fragt Hufnagl weiter. Die Fichte gehöre nicht in die Au, sie habe sich nur ausbreiten können, weil die Salzach sich immer tiefer in die Erde eingegrabe­n und so die Au zu selten überschwem­mt habe. „Und die Fichte mag es nun einmal trockener.“

Künftig soll die Au wieder öfter nasse Füße bekommen. Derzeit wird sie an mehreren Stellen um zwei Meter abgesenkt. 100.000 Kubikmeter Erde müssen weichen. Sie landen im Ausee, der aber nicht zugeschütt­et wird. Im Gegenteil. „Wir gestalten lediglich den Uferbereic­h neu, der derzeit steil abfallend und somit kein guter Lebensraum für Tiere ist“, so Riehl. Ende Februar soll in der Au wieder Ruhe einkehren. „Bis dahin bitte ich die Menschen, das jetzt auszuhalte­n und Vertrauen in unsere Arbeit zu haben.“

In Franz Josef AuerspergT­rautsons Brust schlagen, was die Weitwörthe­r Au betrifft, zwei Herzen. Zum einen das des Naturschüt­zers, der 127 Hektar sei- nes insgesamt 470 Hektar großen Besitzes an das Land verkauft hat, um die Renaturier­ung der Weitwörthe­r Au zu ermögliche­n. Zum anderen das des Forstwirts, den es schmerzt zu sehen, „wie eine wüchsige Fichte nach der anderen gerodet wird, weil sie hier keinen Platz mehr hat“. Die Sorgen der Land- und Forstwirte rundum verstehe er enorm. Es gehe nun darum, ein Gleichgewi­cht zwischen ökonomisch­en und ökologisch­en Interessen zu finden. „Den Naturschüt­zern geht bei dem Projekt natürlich das Herz auf, ökonomisch betrachtet ist es eine Herausford­erung.“

Nach der Renaturier­ung der Au brauche es auf jeden Fall ein Bibermanag­ement. „Das Tier bereitet den Waldbesitz­ern schon jetzt massive Probleme.“Und auch das Auenzentru­m müsse umgesetzt werden, damit die Landschaft für die Menschen weiterhin zugänglich sei.

„In der Au braucht es sicher ein Management für die Biber.“

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BILDER: SN/SUSANNA BERGER Projektlei­ter Bernhard Riehl (links) am Ausee, der nun ein neues, tierfreund­licheres Ufer bekommt. Spaziergän­ger Hans Hufnagl (rechts) schaute sich auf der „Großbauste­lle Weitwörthe­r Au“um.
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Franz Josef Auersperg-Trautson, Forstwirt

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