Die Bevölkerung Afrikas wächst viel zu schnell
Das zentrale Thema des EU-Afrika-Gipfels in Abidjan war wieder einmal eine bessere Perspektive für all die jungen Afrikaner.
Viel Aussicht auf Erfolg haben die bisher gemachten Vorschläge zur Bekämpfung der Fluchtursachen in Afrika schon deshalb nicht, weil die Probleme dafür viel zu tief liegen – und nur über einen weit längeren Zeitraum gelöst werden können, als man jetzt Zeit dafür hat. Der Exodus vor allem junger Menschen spielt ja Afrikas Regierungen in die Hände, weil er den sozialen Druck mindert, den die weitverbreitete Perspektivlosigkeit auf dem Kontinent erzeugt hat.
Sinnvoller wäre stattdessen ein nüchterner Blick auf den Hauptgrund der Migrationswelle. Sie ist weit weniger dem Klimawandel oder Kriegen und Konflikten in Afrika geschuldet, wie viele in Europa noch immer glauben, sondern einer extrem hohen Arbeitslosigkeit, die wiederum mehr als alles andere auf der Bevölkerungsexplosion gründet. Bis 2050, also in nur einer Generation, wird sich die Bevölkerung Afrikas auf rund 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln – und mehr als die Hälfte davon wird unter 20 Jahren alt sein. Allein für sie werden auf einem Kontinent ohne Industrie und Institutionen fast 20 Millionen neue Arbeitsplätze pro Jahr gebraucht.
In Nigeria, der zweitgrößten Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika, werden jedes Jahr sieben Millionen Kinder geboren – mehr als in ganz Europa zusammen. Dabei liegt die Jugendarbeitslosigkeit in dem mit 170 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten Land des Kontinents schon jetzt bei fast 70 Prozent. Wo Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungen dafür herkommen sollen, weiß heute niemand.
Doch den meisten Regierungen in Afrika ist das Thema völlig egal. In Ostafrika verdoppelt sich die Bevölkerung alle 20 Jahre, weil außer im kleinen Ruanda kein einziger Staatschef Verantwortung übernimmt. Dabei werden ohne Begrenzung der Bevölkerung alle Bemühungen um eine Verbesserung der Lage auf dem Kontinent erfolglos verpuffen.
Neben rigoroser Bevölkerungskontrolle und striktem Kampf gegen die investitionshemmende Korruption scheint der einzig gangbare Weg für den Agrarkontinent Afrika über einen Wirtschaftszweig zu gehen, der schnell Arbeitsplätze schaffen könnte: die Landwirtschaft. Bisher ist nur ein Bruchteil seiner nutzbaren Agrarfläche kultiviert – und wenn, dann auch meist nur mit mittelalterlichen Methoden wie Pflug und Harke. Die Folge: 36 der 48 Länder südlich der Sahara sind Nahrungsmittelimporteure. Jedes Jahr stecken sie mehr als 40 Mrd. Dollar in den Import von Lebensmitteln, die beim Aufbau einer nachhaltigen Landwirtschaft weit besser investiert wären.