Kehrtwende bei Sonderschulen: Stärken statt abschaffen
ÖVP und FPÖ treten in der heftigen Sonderschul- und Inklusionsdebatte massiv auf die Bremse. Und Behindertenanwalt Hansjörg Hofer macht einen spannenden Vorschlag.
vorenthält, was sie brauchen. Und zwar, weil man einer Ideologie anhängt, die sagt, Kinder dürfen keine besondere Unterstützung haben, weil sie dadurch ausgeschlossen werden – aber im Endeffekt schließt man die Kinder dann erst wieder aus.“
Schmid ist überzeugt, dass auch durch die Aktivitäten der Bürgerinitiative klar geworden sei, dass das Angebot von Sonderschulen nicht im Widerspruch zur UNO-Behindertenrechtskonvention stehe. Österreich hat die Konvention 2008 unterfertigt. Es heißt darin, dass Menschen mit Behinderungen „in keiner Bildungsstufe“von Bildungseinrichtungen ausgeschlossen werden dürfen. Das Unterrichtsministerium drängte im Hinblick auf die Konvention darauf, die „Abschiebung“junger Menschen mit Behinderung in Sonderschulen zu beenden. Auch Behindertenanwaltschaft und Lebenshilfe waren stets klar für die Inklusion, Wissenschafter immerhin mehrheitlich.
Behindertenanwalt Hansjörg Hofer hält die Beibehaltung der Sonderschulen in der aktuellen Form für nicht klug. „Ich bin für Inklusion in der Bildung“, sagte er den SN. Das bedeutet für Hofer aber nicht unbedingt die Abschaffung der Sonderschulen. Hofer spricht sich dafür aus, Kinder ohne Behinderung in die Sonderschulen aufzunehmen. „Die Ressourcen, mehr Lehrer, mehr Begleitpersonal, sollen allen zugute kommen. Ich muss sie nicht abschaffen, ich kann Sonderschulen auch dadurch inklusiv machen, dass ich sie öffne.“
Elternvertreterin Schmid denkt bereits über die Schule hinaus: „Es ist Bewegung reingekommen, es wird vielleicht etwas sachlicher und weniger ideologisch. Vielleicht wird man auch daran denken, dass es gar nicht nur um die Schulzeit geht, sondern auch um die Zeit danach.“