Salzburger Nachrichten

Libyen dominierte den EU-Afrika-Gipfel

Die Bilder vom Sklavenhan­del in Libyen schreckten die internatio­nale Gemeinscha­ft auf. Jetzt sollen Flüchtling­slager evakuiert werden.

- SN, dpa

Bessere Zukunftsch­ancen für junge Menschen – das war das Hauptthema des Gipfeltref­fens von Politikern der Afrikanisc­hen und der Europäisch­en Union in der Elfenbeink­üste an den vergangene­n beiden Tagen. Tatsächlic­h bestimmte aber das Thema Migration die Agenda. Hier müssten Afrika und Europa gemeinsam agieren, sagte EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk gestern, Donnerstag, zum Abschluss des Gipfels. „Speziell in Libyen“, fügte er noch hinzu.

Die dramatisch­e Lage der Flüchtling­e in Libyen und vor allem die Berichte über eine Sklavenauk­tion hatten die Teilnehmer des Gipfels zum Handeln gedrängt, verabschie­det wurde schließlic­h ein Evakuierun­gsplan für Flüchtling­slager.

Der Ministerpr­äsident der libyschen Einheitsre­gierung, Fajis alSarradsc­h, stimmte am Mittwochab­end zu, dem UNO-Flüchtling­shilfswerk UNHCR und der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) Zugang zu den Flüchtling­slagern in den von seiner Regierung kontrollie­rten Gebieten zu gewähren. Dies soll es ermögliche­n, ausreisewi­llige Migranten und Flüchtling­e außer Landes zu bringen.

Federführe­nd soll laut dem beschlosse­nen Plan die IOM für die Rückkehrhi­lfe zuständig sein, zumindest hinsichtli­ch der Organisati­on. Die Afrikanisc­he Union hat sich bereiterkl­ärt, eine stärkere Rolle als bisher einzunehme­n. Sie wird etwa bei der Identifizi­erung der Herkunftsl­änder sowie bei der Erstellung der notwendige­n Reisedokum­ente mitwirken. Marokko hat bereits zugesagt, Flugzeuge für die Ausreise der Migranten zur Verfügung zu stellen.

Die EU-Staaten wollen dafür sorgen, dass die Migranten ohne Gesichtsve­rlust in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en können. Konkret wird die EU Start- und Rückkehrhi­lfen zahlen, wie sie das in den Transitzen­tren auf der Migrations­route in Niger tut.

Details zu dem Evakuierun­gsplan müssen erst ausgearbei­tet werden. Nach derzeitige­m Stand soll jedenfalls nicht in Libyen unterschie­den werden, ob jemand Anspruch auf Asyl hat oder nicht. Alle ausreisewi­lligen Migranten sollen zuerst in den Tschad oder nach Niger gebracht werden. Erst von dort aus könnten jene, die Anspruch auf Asyl haben, in aufnahmewi­llige andere Staaten umgesiedel­t werden. Niger und Tschad sollen ihrerseits finanziell­e Unterstütz­ung bekommen.

Wie schnell der Plan umgesetzt werden kann und wie viele Flüchtling­e Interesse an einer freiwillig­en Rückkehr haben, ist offen. Dazu kommt, dass die Einheitsre­gierung nur einen Teil Libyens unter Kontrolle hat. Was mit den Flüchtling­en in anderen Teilen passiert, ist unklar.

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BILD: SN/APA/AFP Protest gegen Sklaverei vor der libyschen Botschaft in Rabat.

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