Vorsitz geht erneut an kleines Euromitglied
BRÜSSEL. Für die Nachfolge von Jeroen Dijsselbloem als Chef der Eurogruppe gibt es vier Kandidaten. Beworben haben sich die lettische Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola sowie ihre Amtskollegen Mário Centeno (Portugal), Peter Kažimír (Slowakei) und Pierre Gramegna (Luxemburg). Centeno werden gute Chancen auf den Euro-Spitzenjob eingeräumt, er soll die Unterstützung Italiens haben, die deutsche SPD sieht ihn als „guten Kandidaten“. Dijsselbloem ist seit Jänner 2013 Präsident der Eurogruppe, seine Amtszeit läuft am 13. Jänner 2018 aus. Am Montag entscheiden die Eurofinanzminister über seine Nachfolge.
Der 50-jährige Volkswirt Centeno arbeitete für die Portugiesische Zentralbank und ist seit Ende 2015 Finanzminister. Mit dem Sozialdemokraten würde erstmals ein Vertreter eines früheren Krisenlands die Eurogruppe führen. Portugal schlüpfte 2011 für drei Jahre unter den Eurorettungsschirm und bekam mehr als 70 Mrd. Euro Kredit.
Auch Kažimír ist Sozialdemokrat, er setzte in der Slowakei strenge Haushaltsregeln durch und war in den Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland ein scharfer Kritiker. Die 36-jährige Lettin Reizniece-Ozola gehört der zum Regierungsbündnis zählenden Mitte-rechts-Partei „Für Lettland und Ventspils“an. Sie war ab 2014 Wirtschaftsministerin, seit Februar 2016 ist sie Finanzministerin. Der Liberale Gramegna bekleidet dieses Amt im Großherzogtum seit Ende 2013. Gegen ihn spricht, dass EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ein Landsmann ist und in Luxemburg in knapp einem Jahr Neuwahlen stattfinden.