Wie vom Erdboden verschluckt
Große Fahndung, kein Erfolg: Laut Polizei steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der mutmaßliche Doppelmörder von Stiwoll nicht mehr am Leben ist. Er könnte aber auch im Ausland sein.
GRAZ. Wo ist Friedrich F.? Seit knapp fünf Wochen beschäftigt diese Frage die Exekutive und auch die Öffentlichkeit. Der mutmaßliche Doppelmörder von Stiwoll ist wie vom Erdboden verschluckt, sämtliche Fahndungsmethoden haben bislang zu keinem konkreten Ergebnis geführt. „Wir haben das im Wald abgestellte Fahrzeug, mit dem Friedrich F. nach der Tat geflüchtet ist. Von hier weg verliert sich seine Spur“, sagt Rene Kornberger, Chef der Soko „Friedrich“. Und: „Je länger es keine Hinweise zu dem Gesuchten gibt, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht mehr am Leben ist.“
Was wurde bislang nicht alles eingesetzt. Das Aufklärungsfahrzeug „Husar“des Bundesheeres etwa, gepanzerte Fahrzeuge, Leichenund Blutspurspürhunde, Wärmebildkameras, Hubschrauber und auch eine Drohne – ein S-100-Camcopter –, die von einer Privatfirma gemietet wurde. Das Ergebnis: Kein einziger Hinweis auf den 66-jährigen Steirer, der seine beiden Nachbarn im Streit erschossen haben soll.
„Wir sind mehr als 260 Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen und haben auch bei Dutzenden Einbrüchen in der gesamten Umgebung DNA-Spuren analysiert“, berichtet Michael Lohnegger, der Soko-Vizechef. Auch hier: kein einziger Treffer. Ebenso erfolglos sind alle Recherchen im Ausland verlaufen. Überprüft wurden unter anderem Orte, an denen sich Friedrich F. in der Vergangenheit aufgehalten hatte. Auch eine vorgeblich heiße Spur nach Polen ist rasch erkaltet. Dennoch können die Behörden nicht ausschließen, dass sich der mutmaßliche Doppelmörder ins Ausland abgesetzt hat. „Er besitzt allerdings keine gültigen Reisedokumente“, betont Kornberger. Sein alter Reisepass liege zu Hause, das neue Dokument habe er noch nicht abgeholt.
Ob Friedrich F. möglicherweise Fluchthelfer gehabt hat? „Es gibt keinen Hinweis, dass der Gesuchte einen Helfer gehabt hat“, antwortet Michael Lohnegger, der trotz dieser wenig befriedigenden Faktenlage nicht resigniert. „2017 wird mit Vollgas weitergearbeitet, die Suche wird auch über Weihnachten intensiv fortgesetzt.“Lohnegger appellierte an die Bevölkerung, Beobachtungen und Hinweise zeitnah der Polizei zu melden. „Wir bekommen heute noch Wahrnehmungen, die sich etwa auf den Tag nach der Tat beziehen. Dieser Zeitabstand ist zu groß, das hilft uns nichts.“Gerüchte, wonach der Tatverdächtige über ein großes Vermögen verfüge, wurden von den Behörden dementiert. „Es gibt lediglich Liegenschaften, die aber alle bereits an die Töchter überschrieben worden sind.“
Der am Donnerstag im Raum Stiwoll gefallene Schnee wird von den Kriminalisten zwiespältig beurteilt. „Einerseits hilft der Schnee beim Erkennen von Spuren, falls der Gesuchte aber Suizid begangen haben sollte, wird es nun noch schwieriger, ihn zu finden.“Nach wie vor aufrecht bleiben die Schutzmaßnahmen für jene Personen, die als potenzielle weitere Opfer von Friedrich F. gelten. Die Kosten für den Einsatz spielen nach Polizeiangaben eine „untergeordnete Rolle“. „Der Fall ist eine wichtige, sehr sensible Angelegenheit, es gibt sonst keinen flüchtigen mutmaßlichen Doppelmörder“, sagt Kornberger.
Auch bei der Überprüfung, ob Friedrich F. Kontakte in die Staatsverweigerer-Szene gehabt habe, ist man noch nicht weitergekommen. Es gebe keine Anhaltspunkte, aber man könne nichts ausschließen, heißt es. Der Steirer steht mittlerweile auch auf der europäische Liste der „Most Wanted Persons“.