Salzburger Nachrichten

Flüchtige Elemente schafften es trotz der Hitze auf die Erde

Halogene sind wichtige Bestandtei­le im Erdinneren. Bis jetzt dachte man, sie seien nur mit den Meteoriten gekommen.

- U.k.

Meteoriten sind nicht nur fasziniere­nde Boten aus dem Weltall, sondern auch sehr nützlich für die Forschung. So konnten jetzt Innsbrucke­r Forscher zusammen mit britischen und Schweizer Kollegen mithilfe von neuen Analysemet­hoden aus Meteoriten neue Erkenntnis­se über die Entstehung der Erde gewinnen. Jeden Tag zischen Partikel aus der Kinderstub­e des Sonnensyst­ems in Richtung Erde. Die kleineren Teile verglühen in der Atmosphäre. Das sind die Sternschnu­ppen. Die größeren Teile schaffen es durch den Orbit – und landen als Meteoriten auf der Erde.

Die Entstehung des Sonnensyst­ems und somit die ersten Momente in der Geschichte der Erde geben der Forschung bis heute Rätsel auf. Besonders die Verteilung der chemischen Elemente im solaren Urnebel, also jenem Material, aus dem alle Planeten unseres Sonnensyst­ems entstanden sind, ist interessan­t, da diese Verteilung bis heute die Eigenschaf­ten im Inneren der Planeten und damit auch in der Erde bestimmt. „Um die Vorgänge im Inneren der Erde heute zu verstehen, müssen wir in die Vergangenh­eit blicken – im Optimalfal­l bis ganz an den Beginn vor etwa 4,5 Milliarden Jahren“, sagt Bastian Joachim vom Institut für Mineralogi­e und Petrograph­ie der Universitä­t Innsbruck. Die Forscher untersucht­en die Vorkommen der flüchtigen Elemente Chlor, Iod und Brom, das sind sogenannte Halogene, mithilfe von Massenspek­trometern: „Das sind volatile, also leicht flüchtige Elemente. Volatile beeinfluss­en unter anderem den Grad der Zähflüssig­keit von Gesteinssc­hmelzen im Erdinneren und damit die Art und Weise, wie ein Vulkan ausbricht“, sagt Bastian Joachim.

In noch viel größerem Maßstab beeinfluss­en Volatile den Verlauf von Massenströ­men im Erdmantel. Diese Massenströ­me prägen maßgeblich die Wanderung der Kontinente und das Entstehen und Vergehen von Ozeanen sowie die langfristi­ge Abkühlung der Erde. Halogene gehören zu jener Klasse von Elementen, die sich bei hohen Temperatur­en relativ rasch verflüchti­gen. Da die Erde in ihrer ursprüngli­chen Entstehung theoretisc­h viel zu heiß war, um Halogene halten zu können, nahm man bisher an, dass diese Elemente erst über diese späteren Einschläge auf die dann schon etwas ausgekühlt­e Erde kamen. „Jene Mengen an Chlor, Iod und Brom, die über die Meteoriten­einschläge zusätzlich in die Erde eingebrach­t wurden, sind aber geringer als jene Menge, die davon heute auf der Erde vorhanden ist“, sagt Bastian Joachim. Die Forscher schließen daraus, dass diese Halogene bereits von Beginn an vorhanden gewesen sein müssen. Den genauen Mechanismu­s dafür kennt man aber noch nicht. Die Arbeit der Wissenscha­fter wurde in „Nature“veröffentl­icht.

 ?? BILD: SN/RANGIZZZ - FOTOLIA ?? Rätsel Erde.
BILD: SN/RANGIZZZ - FOTOLIA Rätsel Erde.

Newspapers in German

Newspapers from Austria