Salzburger Nachrichten

Laura und Nicole träumen von einem Ausflug

Die dreijährig­e Laura Siller muss künstlich beatmet werden. Ihre Mutter kann das Haus kaum verlassen. Sie wünscht sich einen Fahrradanh­änger.

- SN-Leser helfen

Nicole Siller wendet den Blick kaum von ihrer Tochter Laura ab. Das dreijährig­e Mädchen liegt in einem Bett in der Wohnküche eines kleinen Hauses in Hallein. Wenn die 34-jährige Mutter kurz aus dem Zimmer geht, schaltet sie einen Monitor ein, auf dem ihr Kind zu sehen ist. „Wir können das Risiko nicht eingehen, dass Nahrung aus ihrer Sonde in das Beatmungsg­erät kommt. Das hätte für unsere Tochter schwerwieg­ende Folgen.“Laura hat an ihrem Hals einen künstliche­n Zugang für ein Beatmungsg­erät, das 24 Stunden lang läuft. Das Mädchen leidet an einem seltenen genetische­n Defekt. Er wurde weltweit erst bei neun Personen nachgewies­en. Zum ersten Mal erfuhren Nicole Siller und ihr Ehemann Günter bei einer Schwangers­chaftsunte­rsuchung, dass ihr Kind gesundheit­liche Probleme habe. „Da wurde uns gesagt, sie hätte einen Herzfehler.“Laura sollte deshalb in Linz zur Welt kommen, wo man auf Herzoperat­ionen bei Neugeboren­en spezialisi­ert ist. „Man hat uns gesagt, wir müssten uns auf einen zweiwöchig­en Krankenhau­saufenthal­t nach der Geburt einstellen.“Daraus wurden schließlic­h sechs Monate. Nach der Herzoperat­ion stellten sich weitere Probleme ein: Laura bekam epileptisc­he Anfälle, musste über eine Sonde ernährt werden. „Es kam eine Operation nach der anderen.“Sie hätten lang gebraucht, um zu realisiere­n, wie schlimm es um ihre Tochter stehe, sagt Günter Siller. „Am Anfang klammerst du dich an jeden Strohhalm. Aber irgendwann haben wir die Situation angenommen, wie sie ist.“

Mutter Nicole war im Spital die ganze Zeit bei Laura. „Ich wollte überall dabei sein, alles lernen. Ich will so viel wie möglich selbst machen. Schließlic­h ist sie ja meine Tochter.“Zu Weihnachte­n 2014 konnte Laura nach Hause. Seither kümmert sich ihre Mutter rund um die Uhr um das Mädchen. „Wie viel sie wirklich von ihrer Situation mitbekommt, wissen wir nicht“, sagt Nicole Siller. „Aber das spielt für mich keine Rolle. Ich will sie gegen nichts auf der Welt tauschen.“

Einen großen Rückschlag gab es für die Familie vor eineinhalb Jahren. Da musste die Beatmung auf den Zugang am Hals umgestellt werden. „Davor konnte Laura Laute machen und lachen. Jetzt ist das nicht mehr möglich.“

In dieser Zeit gab es für die Familie auch eine unerwartet­e gute Nachricht. Nicole Siller wurde wieder schwanger. „Mir wurde gesagt, dass ich auf natürliche­m Weg keine Kinder kriegen kann. Auch Laura war eine künstliche Befruchtun­g. Wir hätten nie mit einem zweiten Kind gerechnet.“

Katharina ist mittlerwei­le acht Monate alt und ein gesundes Mädchen. Für die Mutter bedeutet die neue Situation aber auch, dass ihre Zeit zu Hause noch intensiver ist. Hilfe hat sie von einer Intensivsc­hwester, die regelmäßig zu ihr kommt. Auch die Kinderärzt­in Regina Jones besucht Nicole Siller ein Mal pro Woche, um ihr bei der Pflege von Laura zu helfen. „Ohne den Einsatz der Ärztin könnte ich sie nicht zu Hause betreuen.“Auch Günter Siller hat seine Arbeit als selbststän­diger Malermeist­er reduziert, um seine Familie so oft wie möglich unterstütz­en zu können.

Was Nicole Siller besonders trifft, ist, dass sie mit Laura kaum nach draußen kann. „Wegen dem Sauerstoff­gerät kann ich sie nicht einfach in den Kinderwage­n oder das Auto legen. Wenn keine Pfle-

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Nicole Siller kümmert sich rund um
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