„Europa braucht vor allem die Jugend“
Weil sonst zum Thema EU eher die Gymnasiasten zu Wort kommen, ließ der Bundespräsident die Berufsschüler zu einer Diskussion einladen.
SALZBURG. Den Bundespräsidenten persönlich treffen, über die EU diskutieren und ein Selfie mit ihm machen? Das ließen sich mehr als 600 Schüler am Donnerstag nicht entgehen. Die Große Aula der Universität war bis auf den letzten Platz gefüllt. Organisiert wurde die Diskussion über die Zukunft Europas von Gritlind Kettl (EU-Bürgerservice).
Auf besonderen Wunsch von Alexander Van der Bellen waren diesmal die zwölf Landesberufsschulen geladen sowie fünf Neue Mittelschulen und eine Polytechnische Schule. Ein Umstand, der bei den Jugendlichen sehr gut ankam: „Das finde ich extrem lässig, dass nicht immer die höheren Schulen, sondern einmal die Lehrlinge eingeladen sind“, sagte der angehende Seilbahntechniker Tobias Horn, „und man hat die Gelegenheit, persönliche Fragen zu stellen, super.“
Die persönliche Note zog sich durch den Vormittag: Van der Bellen warf die vorbereitete Rede über den Haufen und erzählte stattdessen von seinen eigenen Erfahrungen mit (Arbeitsplatz-) Freiheit und Staatsgrenzen. „Wenn ihr 50 oder 60 Jahre alt seid, wird Europa ganz anders aussehen als heute. Auf euch kommt es an. Ich sehe mir dann von oben an, was ihr daraus gemacht habt.“Bei den Jugendlichen war vor allem der Brexit ein Thema. Könnte er wieder rückgängig gemacht werden? „Faktisch ja, das Ergebnis ist nicht bindend, aber die Regierung fühlt sich daran gebunden“, sagte Van der Bellen. Er erinnerte daran, dass bei der Brexit-Abstimmung vor allem die Jungen daheimgeblieben seien. „Sonst wäre es anders ausgegangen.“
Bei der Frage, warum es so schwierig sei, Flüchtlinge gerecht in der EU zu verteilen, verwies Van der Bellen auf Österreichs Vergangenheit als Einwanderungsland. „Das war seit der Monarchie so.“Er sei selbst ein gutes Beispiel dafür. An die Schüler appellierte er: „Wenn ihr zwei- oder dreisprachig aufwachst, bewahrt euch das. Das ist wertvoll.“