Salzburger Nachrichten

Wie aus Herlind Wartenberg die Autorin Hera Lind wurde

In Salzburg will sie noch Romane schreiben, bis sie 80 ist. An ihrem 60. Geburtstag blickt Hera Lind auf ein bewegtes Leben zurück. Warum sie Sänger Udo Jürgens wohl nie verzeihen wird.

- Runder Geburtstag

Sie teile sich ihren Vornamen mit der Mutter der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel, erzählt Hera Lind und fügt lachend hinzu: „Irgendwann gründen wir noch eine Selbsthilf­egruppe.“Hera Lind heißt eigentlich Herlind Wartenberg. Unter ihrem „seriösen Namen“war sie jahrelang als Sängerin erfolgreic­h. 1982 wurde sie Mitglied des Kölner Rundfunkch­ors, machte sich auch als Solistin einen Namen. 1988 startete sie ihre zweite Karriere: Während ihrer Schwangers­chaft schrieb sie ihren ersten Roman „Ein Mann für jede Tonart“, der es auf Anhieb auf Bestseller­listen schaffte – zwei Millionen Exemplare wurden verkauft. Insgesamt haben sich ihre Bücher 15 Millionen Mal verkauft.

1999 befand sie sich auf dem Zenit ihrer Karriere, als sie sich auf einer Kreuzfahrt in ihren jetzigen Ehemann Engelbert Lainer verliebte. Mit ihrem damaligen Partner hatte sie bereits vier Kinder. „Viele Fans wendeten sich von mir ab, ich wurde als Rabenmutte­r bezeichnet, das tat sehr weh“, sagt sie. Einige Jahre später ein weiterer Tiefschlag: All ihre Ersparniss­e gingen durch Fehlinvest­itionen in Ostimmobil­ien verloren. Die Familie zog aus Mondsee in die Stadt Salzburg.

„Ich hatte keinen Verlag mehr, keine Einkünfte.“Ihr einziger Auftrag sei das Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“gewesen. „Jürgens hatte fünf Autoren um ein Konzept gebeten, meines wurde genommen.“Das Stück spielt auf einem Kreuzfahrt­schiff. „Die Protagonis­ten tragen die Namen meiner Kinder und meinen Nachnamen Wartenberg. Das ist mein Beweis, dass es von mir ist.“Doch in Ver- bindung gebracht wurde sie damit nie. „Als bereits geprobt wurde, bekam ich einen Anruf von Udo Jürgens. Wir waren zu zweit in die TV-Sendung ,Wetten dass..?‘ eingeladen. Er sagte mir, dass er mich nicht mitnehme, weil ich seinem Image schade. Das war der absolute Tiefpunkt.“

Dann kam der Brief eines Unbekannte­n. Er schrieb, dass seine Frau im Koma ein Kind geboren habe. Er sei allein mit drei Kindern, der letzte Wunsch der jung verstorben­en Frau sei gewesen, dass ihre Geschichte von Lind aufgeschri­eben werde. „Als wir uns trafen, zeigte er mir Fotos. Auf ihrem Nachttisch lagen Bücher von mir. Er hatte ihr daraus vorgelesen. Ich war unglaublic­h gerührt. Ich war damals am Ende, auch mein Selbstbewu­sstsein. Es war wirklich schlimm.“Lind hält einige Momente inne, versucht sich zu sammeln.

Erst der Verlag Diana, bei dem bis heute ihre Bücher erscheinen, gab ihr eine Chance. „Ich durfte diese Geschichte niederschr­eiben.“Das Buch „Der Mann, der wirklich liebte“wurde zum Bestseller. Seither schreibt Lind ausschließ­lich Tatsachenr­omane und will dabei bleiben. „Ich schreibe gerne, bis ich 80 Jahre alt bin“, sagt sie lächelnd.

Mit allen Protagonis­ten ihrer Romane pflegt sie bis heute Kontakt. Auch mit Rosemarie, der Hauptfigur ihres neuen Romans „Der Prinz aus dem Paradies“. „Mutige, starke Frauen, die sich etwas Außergewöh­nliches trauen, das sind meine Heldinnen.“Auf Sri Lanka lernt die Frau einen 27-jährigen Kellner kennen und verliebt sich mit über 50 in ihn. Sie nimmt ihn mit nach Deutsch- land, heiratet ihn. Doch nach sechs Monaten verschwind­et er. „Am Ende hat sie ihm das Leben gerettet. Sie haben einander geliebt, auf ihre jeweils ganz eigene Weise“, sagt Lind.

Liebe und Vertrauen seien das Schönste, was einem im Leben passieren könne, ist die Autorin überzeugt. Sie sei unglaublic­h dankbar für ihre wundervoll­e Familie, zwei Traumberuf­e und alles, was sie erreicht habe. An ihrem Geburtstag überbracht­e ihr ihr Mann einen besonderen Brief: „Mit 60 Jahren kann ich sagen, dass ich endlich schuldenfr­ei bin. Ein großartige­s Gefühl.“ „Der Prinz aus dem Paradies“:

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BILD: SN/ROBERT RATZER Pünktlich zu ihrem 60. Geburtstag hat Autorin Hera Lind ein neues Buch herausgebr­acht.
 ??  ?? Roman nach einer wahren Geschichte, Diana Verlag, ISBN: 978-3-45335927-7
Roman nach einer wahren Geschichte, Diana Verlag, ISBN: 978-3-45335927-7
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