Ein Formtief haben in Salzburg nur die Fans
Red Bull Salzburg hat mit dem Sieg gegen Mattersburg den nächsten Rekord geknackt, bekommt dafür aber kaum Wertschätzung.
SALZBURG. Stellen Sie sich vor, es ist Fußball-Bundesliga und kaum jemand geht hin . . . Was das Faninteresse betrifft, so hat die österreichische Liga schon bessere Tage erlebt als diesen Mittwoch. Nur 2200 wollten St. Pölten gegen Austria Wien sehen, 4457 kamen zu LASK gegen den WAC. Tags zuvor war auch die Merkur-Arena von Sturm Graz beim 6:1 über die Admira mit 6527 Zuschauern nur halb voll. Einzig Rapid steht in der Gunst der Fans hoch im Kurs – 13.400 litten mit, wie der Rekordmeister in der 91. Spielminute gegen Altach mit 1:2 unterging.
Auch Red Bull Salzburg war einmal ein echter Publikumsmagnet. Nach dem Einstieg des Energydrink-Konzerns in das Fußballgeschäft 2005/06 waren es sage und schreibe 16.512 Zuschauer – im Schnitt! In den Folgejahren ging der Ticketverkauf kontinuierlich zurück. Nach ei- nem kurzen Zwischenhoch in der Ära Roger Schmidt ist man inzwischen bei durchschnittlich 7025 Stadionbesuchern angelangt. Vorläufiger Tiefpunkt war die Kulisse beim 2:0-Sieg gegen Mattersburg. 3922 trotzten am Mittwochabend Wind und Wetter, weniger waren in dieser Saison noch nie gekommen.
Das Paradoxe dabei: Red Bull Salzburg hat noch nie erfolgreicher Fußball gespielt. Gegen Mattersburg stellten die Bullen einen neuen Clubrekord auf. Erstmals in der Red-Bull-Ära hat das Team von Trainer Marco Rose nach 17 Spieltagen in der Bundesliga 40 Punkte auf dem Konto. In der vergangenen Saison hielt der Serienmeister unter Óscar García zum selben Zeitpunkt bei 31 Punkten, 2013 unter Roger Schmidt und 2008 unter Co Adriaanse waren es 37 Zähler.
Inzwischen hat sich im Verein wegen der sinkenden Zuschauerzahlen schon Resignation breitgemacht. Durch Leistung wolle man den Turnaround schaffen, bisher ist das allerdings nicht gelungen. Dabei war es durchaus sehenswert, wie Salzburgs Joker gegen Mattersburg stachen.
Nach 87 Minuten ohne einen Treffer war es der eingewechselte Hee-Chan Hwang, der mit einem Traumpass Torschütze Munas Dabbur bediente. Das 2:0 entstand aus einer Co-Produktion von Ray Yabo und Takumi Minamino, beides ebenfalls Einwechselspieler. Diese Kaderbreite wird am Ende des Tages wieder der große Trumpf der Salzburger im Kampf um den fünften Meistertitel in Serie sein. Und den werden bestimmt mehr Fans feiern als 3922.