Brasilianische Korruption reicht bis Wien
Der südamerikanische Mischkonzern Odebrecht hat in Wien rund 20 Tochterfirmen, die ein Milliardenvermögen verwalten. Damit lassen sich legal Steuern vermeiden.
Ein seit Langem andauernder Korruptionsskandal in Brasilien strahlt nun auch nach Wien aus und wirft ein Schlaglicht auf die Steuerpolitik in Österreich. Im Zentrum stehen der brasilianische halbstaatliche Ölkonzern Petrobras und der südamerikanische Mischkonzern Odebrecht. Der Skandal rund um Petrobras hat im Vorjahr mittelbar auch zur Absetzung der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff geführt. Odebrecht wiederum hat in Wien rund 20 Tochterfirmen mit einem Milliardenvermögen. Unter anderem gehören den Firmen acht Ölbohrschiffe und Bohrinseln. Spannend daran ist: Odebrecht zahlt in Österreich praktisch keine und in Brasilien kaum Steuern. Das dürfte weitgehend legal sein und wird durch ein Steuerabkommen aus den 70er-Jahren ermöglicht, wie „Ö1“am Freitag berichtete.
Geschäftsführer von Odebrecht in Österreich ist ein Wiener Anwalt gemeinsam mit einem Brasilianer. Die Firmen – ihr Büro ist in unmittelbarer Nähe der Industriellenvereinigung im Zentrum Wiens – beschäftigen in Österreich rund 15 Mitarbeiter.
Diese Firmen der OOG (Odebrecht Oil and Gas) verwalten ein Milliardenvermögen. Das Organigramm zeigt, dass die Firmen sich neben Österreich vor allem auf den Cayman-Inseln, in den Niederlanden und Großbritannien befinden.
Die legale Steuervermeidung funktioniert folgendermaßen: In einem Abkommen zwischen Österreich und Brasilien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung wird angenommen, dass Mietzahlungen in Brasilien mit 25 Prozent besteuert werden – und diese rein fiktiven 25 Prozent werden in Österreich abgezogen, erklärt der Steuerberater und Finanzrechtsexperte Bernhard Vanas. „Dann fällt in Österreich gar keine Steuer mehr an. Denn in Österreich ist der Steuersatz nicht höher als 25 Prozent, und wenn 25 Prozent ausländische Steuer anzurechnen sind, dann bleibt für österreichische Steuern kein Raum mehr.“
Laut dem Wiener Odebrecht-Geschäftsführer hat sich 2014 aber die Rechtslage in Brasilien geändert. Mittlerweile würden auch nicht ausgeschüttete Auslandsgewinne dort sofort besteuert.