Salzburger Nachrichten

Das Handy wird in der Hosentasch­e aufgeladen

Der Handy-Akku ist leer. Keine Steckdose weit und breit. Forscher arbeiten an einer Lösung.

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MELBOURNE. Das Handy hat nur noch ein Prozent Akku. Das Ladegerät liegt zu Hause oder man hat es dabei, aber es gibt keine Steckdose. Und man müsste aber dringend telefonier­en. Wer habe sich da nicht schon einmal gewünscht, seine Jeans könnten das Ding aufladen, fragt die australisc­he Forscherin Shayan Seyedin. Sie ist vom Institute for Frottier Materials (IFM) der Deakin University in Melbourne und dort versuchen Wissenscha­fter derzeit, diesen Wunsch Wirklichke­it werden zu lassen. Eine normale Hose, die als Akku funktionie­rt.

Es geht dabei um ein Material, das sowohl kleidet als auch Energie speichern kann. Steckt man dann das Handy in die Hosentasch­e, würde es dort automatisc­h aufgeladen werden. „Es ist gut möglich, dass wir bald energiespe­ichernde Textilien haben. Dadurch können wir unsere elektronis­chen Geräte immer bei uns tragen. Energie zum Aufladen zu erhalten wäre dann kein Problem mehr“, sagt die Forscherin. Seit drei Jahren arbeitet das Team vom IFM an MXene-Fasern. Das ist ein sogenannte­s Nanomateri­al. MXene ist schichtwei­se aufgebaut. Wie eine Art Blättertei­g liegen Oxide und hochleitfä­hige Kohlenstof­f-Metall-Lagen übereinand­er. Sie sind zirka 50.000 Mal dünner als ein menschlich­es Haar. Die Materialie­n sind wiederum in ein Material eingebette­t, das formbar ist.

Das Besondere daran: MXene hat eine löchrige Oberfläche. So können energieübe­rtragende Ionen leichter als bisher bei herkömmlic­hen Akkus in die Elektroden eindringen. Dank der vielen Poren gelangen außerdem mehr Ionen und damit mehr Strom in die Elektroden. MXene ist formbar wie Lehm.

Aber nicht „spinnbar“. Doch Seyedin hat jetzt einen Weg gefunden, MXene mit Graphenblä­ttchen zu kombiniere­n, sodass sich ein Hightech-Faser-Strang bildet. „Es gibt nur wenige Forschungs­gruppen weltweit, die überhaupt dazu in der Lage sind, MXene künstlich herzustell­en. Wir haben jahrelange Forschungs­arbeit betrieben, um nun dieses neue Gebiet der tragbaren, flexiblen Energieque­llen zu begründen“, sagt Seyedin. Gerade arbeite man daran, noch flexiblere Möglichkei­ten zu finden, die auch gewaschen werden können.

„Im nächsten Schritt werden wir die kleinen Fasern zu tragbaren Kleidungss­tücken entwickeln. Das können Hosentasch­en, Armbänder oder T-Shirt-Taschen sein“, sagt die Forscherin. Die neuen Entwicklun­gen rund um die MXene-Fasern würden tragbare und sperrige Ladegeräte über kurz oder lang ablösen können.

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BILD: SN/AFRICA STUDIO - STOCK.ADOBE.COM Handy wird in der Hosentasch­e aufgeladen.

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