Wenn freche Bergtrolle die Geschenke bringen
Erscheint den meisten von uns das Weihnachtsfest ohne Christbaum und Kerzenlicht nahezu unvorstellbar, herrschen in anderen Ländern oft ganz andere Traditionen und Bräuche.
Kleine Weihnachtskobolde in Dänemark Weniger feierlich als bei uns, dafür umso fröhlicher und ausgelassener geht es zu Weihnachten in Dänemark zu. Denn die Geschenke bringt in Dänemark der Weihnachtsmann, begleitet durch seine „Nisser“. Das sind lustige Wichtel, die im Gegensatz zu Knecht Ruprecht niemanden bestrafen, sondern für Spaß und – dem Aberglauben nach – für Glück oder Unglück im Haus sorgen. Um sich das Wohlwollen dieser Weihnachtskobolde, die heidnischen Ursprungs sind, zu sichern, ist es vor allem auf dem Land noch heute Brauch, eine große Schüssel mit Milchreis auf den Dachboden zu stellen. Gespannt warten die Kinder am Heiligen Abend darauf, ob die Nisser die Leibspeise gegessen haben. Ist dies der Fall, wird das als gutes Vorzeichen für die Zukunft gewertet. Freche Trolle in Island Geht es um die Weihnachtsgeschenke, sind in Island weder Weihnachtsmann noch Christkind zuständig, sondern die „Jólasveinar“, die auf alte nordische Mythen zurückzuführen sind. Die 13 Söhne einer Riesin waren ursprünglich freche Trolle, die den Menschen Streiche spielten. Unter christlichem Einfluss verwandelten sie sich in kleine Weihnachtsmänner, die ab dem 12. Dezember einzeln von den Bergen herunterkommen und braven Kindern Geschenke bringen. 13 Tage lang werden in Island also kleine Weihnachtsgeschenke verteilt, bis die Jólasveinar sich ab dem 25. Dezember wiederum einzeln in ihre Höhle in den Bergen zurückziehen – der Letzte von ihnen verabschiedet sich am 6. Jänner. Weihnachtskehraus auf den Färöer-Inseln Die Färöer scheinen gar nicht genug von Weihnachten bekommen zu können. Denn nach alter nordischer Tradition feiert man auf der Inselgruppe im Nordatlantik ein überaus langes Weihnachtsfest: Es beginnt am 24. Dezember und dauert 21 Tage lang, bis die Weihnachtszeit mit dem „Tjúgundahalgi“, dem heiligen Zwanzigertag, beendet wird. Damit sind die Färöer-Inseln, die als autonome Nation zu Dänemark gehören, einzigartig: Nur noch hier wird der nordische Brauch gepflegt, am 13. Jänner zum sogenannten Weihnachtskehraus einen fröhlichen Tanzabend zu veranstalten. Gut bestuhlt in Ungarn Der ungarische Volksglaube kennt rund um die Weihnachtszeit einige Besonderheiten, wie etwa den St.-Luzien-Tag am 13. Dezember. Besonders erwähnenswert ist zum einen das Arbeitsverbot, das früher an diesem Tag für Frauen galt, um – so glaubte man – dadurch die Produktivität der Hühner zu steigern. Dieser Brauch hat sich jedoch im Verlauf der Jahrhunderte als unpraktikabel erwiesen – vor allem für die Männer, die den ganzen Tag lang in Sachen Haushalt auf sich allein gestellt waren. Bis heute praktiziert wird hingegen der Brauch des Luzien-Stuhls. Demnach soll am St.-Luzien-Tag jeder Mann damit beginnen, einen Stuhl zu zimmern, nach Möglichkeit aus sieben verschiedenen Holzarten, da die magische Zahl Sieben seit dem Altertum eine mystische Bedeutung besitzt. Fertiggestellt werden muss der Stuhl bis zum 24. Dezember, wobei an jedem Tag ein neues Stück Holz angefügt wird. Noch heute lautet eine ungarische Redewendung für etwas, das sehr viel Zeit braucht: „Das dauert so lange wie der Luzien-Stuhl.“Wer sich dann am Weihnachtsabend während der Christmette auf den gezimmerten Stuhl stellt, kann der Sage nach Ausschau nach gehörnten Hexen halten. Trotz der mühseligen Arbeit wird der Stuhl zu Hause schnell ins Feuer geworfen – dies gilt als Garant für ein sicheres bevorstehendes Jahr. Endlose Weihnachten auf den Philippinen Gar nicht mehr beenden möchten die vorwiegend katholischen Philippinen die Weihnachtszeit: Mehr oder weniger vier Monate lang – ab September bis in den Jänner hinein – sind auf den Inseln Weihnachtslieder zu hören, Palmen werden mit Lichterketten geschmückt und die Geschäfte haben Unmengen von Kunsttannen und Weihnachtsdekoration im Angebot. Auch die „paroles“, traditionelle Weihnachtslaternen aus Papier, gehören zum weihnachtlichen Alltagsbild. Der offizielle Beginn der Weihnachtszeit wird am 16. Dezember mit dem sogenannten Simbang Gabi eingeläutet: Dann werden an neun aufeinanderfolgenden Tagen, jeweils in den frühen Morgenstunden, heilige Messen abgehalten. Wer alle neun Termine einhält, bekommt dem Glauben zufolge einen besonderen Wunsch erfüllt. Weihnachtlicher Höhepunkt ist die „Noche Buena“, die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Nachdem der ganze Tag den Vorbereitungen des Festessens gewidmet wurde, kommen nach der Weihnachtsmesse alle Familienmitglieder zum großen Weihnachtsschmaus zusammen und feiern bis in die frühen Morgenstunden. Fest zur philippinischen Weihnachtstradition gehört auch der „Niños inocentes“am 28. Dezember. An diesem „Tag der unschuldigen Kinder“darf Schabernack getrieben und so manch leichtgläubiger Mitmensch kräftig hinters Licht geführt werden. Beendet wird das Weihnachtstreiben auf den Philippinen erst am dritten Sonntag im Jänner mit dem Santo-Niño-Fest. Grillparty am Strand von Australien Verkehrte Welt: Während bei uns tiefster Winter herrscht, dürfen die Australier Weihnachten naturgemäß im meteorologischen Sommer genießen. Doch trotz Hitze, Strandleben, bunter Badehosen und viel Schweiß herrscht auch in Down Under eine auffällige Weihnachtsstimmung. Das ganze Land wird feierlich dekoriert, die Familien behängen gekaufte Plastiktannen mit Weihnachtskugeln und die Vorgärten sowie die Hauswände werden – ganz im amerikanischen Stil – mit Lichterketten und Santa-Claus-Puppen geschmückt. Ganz im Unterschied zu unseren Breitengraden muss der australische Weihnachtsmann jedoch nicht durch den Schnee stapfen, sondern kann sich in voller Montur am Strand präsentieren – in der Regel ist das Surfbrett fester Bestandteil seiner Ausstattung. Die Australier selbst zieht es über die Weihnachtsfeiertage prinzipiell ins Freie, und vielerorts wird zur Grillparty geladen. So finden beispielsweise in Sydney am Strand Truthahn-Barbecues für internationale Gäste und Touristen statt, bei denen Santa lustige Kunststücke auf dem Surfbrett vorführt. Außerdem gibt es in der Stadt einen großen Straßenumzug, die „Christmas Parade“.