Das ABC der Hufeisenbäckerei
ICHsitze daheim im ersten Stock und versuche am Sonntag diese Ich-Kolumne zu verfassen, weil die Kollegen von der Wochenendbeilage Ich-Kolumnen immer schon am vorhergehenden Montag haben wollen, was mir (ebenso umgangssprachlich wie vorweihnachtlich) auf den Keks geht.
Womit wir schon einmal beim dauerbackwa(h)ren Thema wären. Obwohl ich diesmal eigentlich über das zwar bescheidene, aber interessanterweise existente Angebot von Seniorentickets für 55-Jährige schreiben wollte, da ich bald 55 Jahre alt werde.
Aber zu ebener Erde backt meine Frau mit der Frau jenes Redaktionskollegen, der im Büro gegen Jahresende (etwas zu) gern das Liedchen „In der Weihnachtsbäckerei“trällert, Vanillekipferl. Und da mir zum Seniorenticketthema derzeit noch wenig einfällt, gehe ich hinunter und mache mich doppelt beliebt, indem ich A betone, dass ich eigentlich nur die Ischler und Tee-Krapferl meiner Mutter mag, und B nach einem Blick auf die Backbleche fragend anmerke, ob Vanillekipferl, die so groß seien wie Hufeisen, wenigstens Glück brächten oder man damit zumindest die Rentiere vom Santa Claus beschlagen könne.
Die Dauerbackschmiedinnen deuten originellerweise sinngemäß an, ich möge ihnen nicht auf den Keks gehen.
Als ich dann noch darauf hinweise, dass es sich C schon aufgrund der mürben Konsistenz bei den vorgeblichen Kipferln nicht um Hufeisen, sondern lediglich um überdimensionale Cs handeln müsse, da sie sich nicht einmal vanillekipferlvorschriftsmäßig zu den Enden hin verjüngen, wird mir erklärt, dass sich Kipferl nicht verjüngen – nicht ohne ergänzend nachzufragen, ob ich nicht vielleicht wegen meines anstehenden 55ers auf das Thema Verjüngung fixiert wäre.
Bin ich nicht. Prompte Internetrecherche ergibt – wie immer – Widersprüchliches: Laut Sat1-Homepage und Kuechengoetter.de sollten Vanillekipferl „an den Enden spitz zulaufen“. Die „Kurier“-Website hält dagegen, „die Enden dürfen nicht zu spitz sein, sonst verbrennen die Kipferln im Ofen“.
Der Plural Kipferln geht mir übrigens auch auf den Keks – Kipferl finde ich viel schöner. Aber nur dann, wenn sie nicht so groß wie Hufeisen sind.