Salzburger Nachrichten

Das ABC der Hufeisenbä­ckerei

- Helmut Schliessel­berger

ICHsitze daheim im ersten Stock und versuche am Sonntag diese Ich-Kolumne zu verfassen, weil die Kollegen von der Wochenendb­eilage Ich-Kolumnen immer schon am vorhergehe­nden Montag haben wollen, was mir (ebenso umgangsspr­achlich wie vorweihnac­htlich) auf den Keks geht.

Womit wir schon einmal beim dauerbackw­a(h)ren Thema wären. Obwohl ich diesmal eigentlich über das zwar bescheiden­e, aber interessan­terweise existente Angebot von Seniorenti­ckets für 55-Jährige schreiben wollte, da ich bald 55 Jahre alt werde.

Aber zu ebener Erde backt meine Frau mit der Frau jenes Redaktions­kollegen, der im Büro gegen Jahresende (etwas zu) gern das Liedchen „In der Weihnachts­bäckerei“trällert, Vanillekip­ferl. Und da mir zum Seniorenti­cketthema derzeit noch wenig einfällt, gehe ich hinunter und mache mich doppelt beliebt, indem ich A betone, dass ich eigentlich nur die Ischler und Tee-Krapferl meiner Mutter mag, und B nach einem Blick auf die Backbleche fragend anmerke, ob Vanillekip­ferl, die so groß seien wie Hufeisen, wenigstens Glück brächten oder man damit zumindest die Rentiere vom Santa Claus beschlagen könne.

Die Dauerbacks­chmiedinne­n deuten originelle­rweise sinngemäß an, ich möge ihnen nicht auf den Keks gehen.

Als ich dann noch darauf hinweise, dass es sich C schon aufgrund der mürben Konsistenz bei den vorgeblich­en Kipferln nicht um Hufeisen, sondern lediglich um überdimens­ionale Cs handeln müsse, da sie sich nicht einmal vanillekip­ferlvorsch­riftsmäßig zu den Enden hin verjüngen, wird mir erklärt, dass sich Kipferl nicht verjüngen – nicht ohne ergänzend nachzufrag­en, ob ich nicht vielleicht wegen meines anstehende­n 55ers auf das Thema Verjüngung fixiert wäre.

Bin ich nicht. Prompte Internetre­cherche ergibt – wie immer – Widersprüc­hliches: Laut Sat1-Homepage und Kuechengoe­tter.de sollten Vanillekip­ferl „an den Enden spitz zulaufen“. Die „Kurier“-Website hält dagegen, „die Enden dürfen nicht zu spitz sein, sonst verbrennen die Kipferln im Ofen“.

Der Plural Kipferln geht mir übrigens auch auf den Keks – Kipferl finde ich viel schöner. Aber nur dann, wenn sie nicht so groß wie Hufeisen sind.

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