Salzburger Nachrichten

Liebe erweicht Herz aus Holz

Der Salzburger Hirtenadve­nt bietet trotz einiger Neuerungen gewohnt hohe Qualität.

- Bis 10. Dezember, Aula der Universitä­t.

SALZBURG. Das Stille-Nacht-Jahr zum 200-jährigen Bestehen des Weihnachts­lieds hat noch gar nicht begonnen, da beginnen die Unken bereits zu rufen. Ganz gemäß der Maxime vom „Kapital Stille Nacht“planen auf der Bühne die Dorfkaiser im Wirtshaus profitable Stille-Nacht-Events.

Auch unter dem neuen Namen Salzburger Hirtenadve­nt“bleibt das frühere Tobi-Reiser-Adventsing­en seinem gesellscha­ftskritisc­hen Charakter treu. Gesamtleit­er Sepp Radauer hat das Adventspie­l in der großen Universitä­tsaula mit allerlei Neuerungen angereiche­rt. Die vielleicht auffälligs­te ist das neue Radauer En- semble, das den Platz des altehrwürd­igen Ensemble Tobi Reiser durchaus einzunehme­n versteht. Trotz vieler junger Gesichter bleibt es bei der gewohnt ernsthafte­n und klanglich brillanten Annäherung an die Volksweise­n aus den Gebirgsreg­ionen. Auch der Salzburger Dreigesang und die Walchschmi­ed Sänger fügen sich in den hochwertig­en musikalisc­hen Gesamteind­ruck ein.

Authentizi­tät vermitteln auch die Krampusmas­ken aus der Hochburg Gastein. Im Schauspiel jedoch setzt Radauer auf Verfremdun­gseffekte. So stellt er dem eigentlich­en Hirtenspie­l ein „Spiel im Spiel“in Form einer Hirtenspie­lprobe in der Gegenwart voran. Eine Marionette, von Heide Hölzl bewegt, begleitet die Protagonis­ten. Dem Motto „Aus an b’sonder’n Holz“wird auch die zentrale Handlungse­bene in einer Schnitzwer­kstatt gerecht.

„Die Maria hat an Engel g’sehn. Des hat Spuren hinterlass­en“, sagt der alte Schnitzer (Alfred Kröll). Doch größer noch sind die Spuren, die der Verlust seines Sohnes hinterlass­en hat. Der alte Kauz verschließ­t sich der Dorfgemein­schaft. Ein kleines Mädchen – bei der Vorpremier­e am Donnerstag von Valentina Pföss verkörpert – erweicht sein Herz. Und auch Maria (gesanglich brillant: Madeleine Schwaighof­er) klopft auf ihrer Herbergsuc­he bei ihm an. Um Gutes zu tun, ist es nie zu spät. Salzburger Hirtenadve­nt:

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BILD: SN/SALZBURGER HIRTENADVE­NT/LEO HARTINGER Eine besondere Aufführung – auch für die jungen Hirten. Im Bild: Sebastian Reith-Höfer aus Salzburg.

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