Liebe erweicht Herz aus Holz
Der Salzburger Hirtenadvent bietet trotz einiger Neuerungen gewohnt hohe Qualität.
SALZBURG. Das Stille-Nacht-Jahr zum 200-jährigen Bestehen des Weihnachtslieds hat noch gar nicht begonnen, da beginnen die Unken bereits zu rufen. Ganz gemäß der Maxime vom „Kapital Stille Nacht“planen auf der Bühne die Dorfkaiser im Wirtshaus profitable Stille-Nacht-Events.
Auch unter dem neuen Namen Salzburger Hirtenadvent“bleibt das frühere Tobi-Reiser-Adventsingen seinem gesellschaftskritischen Charakter treu. Gesamtleiter Sepp Radauer hat das Adventspiel in der großen Universitätsaula mit allerlei Neuerungen angereichert. Die vielleicht auffälligste ist das neue Radauer En- semble, das den Platz des altehrwürdigen Ensemble Tobi Reiser durchaus einzunehmen versteht. Trotz vieler junger Gesichter bleibt es bei der gewohnt ernsthaften und klanglich brillanten Annäherung an die Volksweisen aus den Gebirgsregionen. Auch der Salzburger Dreigesang und die Walchschmied Sänger fügen sich in den hochwertigen musikalischen Gesamteindruck ein.
Authentizität vermitteln auch die Krampusmasken aus der Hochburg Gastein. Im Schauspiel jedoch setzt Radauer auf Verfremdungseffekte. So stellt er dem eigentlichen Hirtenspiel ein „Spiel im Spiel“in Form einer Hirtenspielprobe in der Gegenwart voran. Eine Marionette, von Heide Hölzl bewegt, begleitet die Protagonisten. Dem Motto „Aus an b’sonder’n Holz“wird auch die zentrale Handlungsebene in einer Schnitzwerkstatt gerecht.
„Die Maria hat an Engel g’sehn. Des hat Spuren hinterlassen“, sagt der alte Schnitzer (Alfred Kröll). Doch größer noch sind die Spuren, die der Verlust seines Sohnes hinterlassen hat. Der alte Kauz verschließt sich der Dorfgemeinschaft. Ein kleines Mädchen – bei der Vorpremiere am Donnerstag von Valentina Pföss verkörpert – erweicht sein Herz. Und auch Maria (gesanglich brillant: Madeleine Schwaighofer) klopft auf ihrer Herbergsuche bei ihm an. Um Gutes zu tun, ist es nie zu spät. Salzburger Hirtenadvent: