Eine Stadt verliert ihr Gesicht
Die besorgniserregende Kolumne von Sylvia Wörgetter sowie die kritischen Beobachtungen von Hannes Schneilinger (SNLokalteil vom 18. 11. 2017) veranlassen mich, eigene Gedanken mit den SN-Lesern zum Thema Nachverdichtung und Zupflasterung der Grünflächen zu teilen.
Seit mehr als 20 Jahren beobachte ich, wie die Stadt Salzburg ihren Charakter und ihr Gesicht verliert. Es kann nicht sein, dass die Touristen eine traumhafte Filmkulisse in der Innenstadt erleben dürfen, während die Einheimischen in zunehmendem Ausmaß in gesichtslosen zubetonierten Vorstadtvierteln leben müssen, wo alte Bäume gefällt und idyllische Gärten verbaut wurden.
Ein Beispiel für die übertriebene Verbauung der Stadtgärten ist der ehemalige Obstgarten hinter dem Petersbrunnhof. Um das „Haus der Volkskultur“zu errichten, wurden alle Apfelbäume gefällt, um für das neue Gebäude mit massiven Betonmauern Platz zu schaffen. Obwohl neben dem neuen Gebäude Platz genug gewesen wäre, einen neuen Obstgarten anzulegen, wurde stattdessen der bleibende Grund fast zur Gänze mit Parkplätzen asphaltiert.
Die Stadt (und das Land) muss viel sorgfältiger mit der Ressource Boden umgehen. Es müssen nicht Leute von der BOKU in Wien oder der österreichischen Hagelversicherung uns erklären, was passiert, wenn der Boden versiegelt wird. Das sagt uns der Hausverstand. Und es müssen uns keine Klimatologen erklären, was passiert, wenn vermehrt Grünflächen verschwinden. Natürlich werden Städte wachsen, aber das sollte auf bereits bebauten Flächen passieren, zum Beispiel auf einstöckigen Gebäuden. Die Stadt muss eine neue Raumordnung schaffen, um „Aufstockung“zu ermöglichen und Nachverdichtung zu begrenzen. Das wäre kluges, nachhaltiges Wachstum und anstatt des herrschenden „dumb growth“. Jeff Agardy Schreiben Sie uns!