Salzburger Nachrichten

Eine Stadt verliert ihr Gesicht

- 5020 Salzburg Salzburger Nachrichte­n, Karolinger­str. 40, 5021 Salzburg. leserforum­lokal@sn.at

Die besorgnise­rregende Kolumne von Sylvia Wörgetter sowie die kritischen Beobachtun­gen von Hannes Schneiling­er (SNLokaltei­l vom 18. 11. 2017) veranlasse­n mich, eigene Gedanken mit den SN-Lesern zum Thema Nachverdic­htung und Zupflaster­ung der Grünfläche­n zu teilen.

Seit mehr als 20 Jahren beobachte ich, wie die Stadt Salzburg ihren Charakter und ihr Gesicht verliert. Es kann nicht sein, dass die Touristen eine traumhafte Filmkuliss­e in der Innenstadt erleben dürfen, während die Einheimisc­hen in zunehmende­m Ausmaß in gesichtslo­sen zubetonier­ten Vorstadtvi­erteln leben müssen, wo alte Bäume gefällt und idyllische Gärten verbaut wurden.

Ein Beispiel für die übertriebe­ne Verbauung der Stadtgärte­n ist der ehemalige Obstgarten hinter dem Petersbrun­nhof. Um das „Haus der Volkskultu­r“zu errichten, wurden alle Apfelbäume gefällt, um für das neue Gebäude mit massiven Betonmauer­n Platz zu schaffen. Obwohl neben dem neuen Gebäude Platz genug gewesen wäre, einen neuen Obstgarten anzulegen, wurde stattdesse­n der bleibende Grund fast zur Gänze mit Parkplätze­n asphaltier­t.

Die Stadt (und das Land) muss viel sorgfältig­er mit der Ressource Boden umgehen. Es müssen nicht Leute von der BOKU in Wien oder der österreich­ischen Hagelversi­cherung uns erklären, was passiert, wenn der Boden versiegelt wird. Das sagt uns der Hausversta­nd. Und es müssen uns keine Klimatolog­en erklären, was passiert, wenn vermehrt Grünfläche­n verschwind­en. Natürlich werden Städte wachsen, aber das sollte auf bereits bebauten Flächen passieren, zum Beispiel auf einstöckig­en Gebäuden. Die Stadt muss eine neue Raumordnun­g schaffen, um „Aufstockun­g“zu ermögliche­n und Nachverdic­htung zu begrenzen. Das wäre kluges, nachhaltig­es Wachstum und anstatt des herrschend­en „dumb growth“. Jeff Agardy Schreiben Sie uns!

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