Stardirigent soll Buben missbraucht haben
Sexuelle Übergriffe auch an der New Yorker Met? Der langjährige Musikdirektor James Levine nennt die Anschuldigungen „völlig falsch“.
In der Debatte über sexuelle Gewalt, die nach den Belästigungsund Vergewaltigungsvorwürfen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein in den USA aufgebrochen war, melden sich immer mehr Opfer zu Wort. Jetzt sieht sich sogar die altehrwürdige New Yorker Metropolitan Opera mit dem Thema konfrontiert.
Gegen den langjährigen Musikdirektor der Met, James Levine, wurden schwerwiegende Vorwürfe erhoben. Wie die „New York Times“und die „New York Post“berichteten, soll der heute 74-Jährige einen Jugendlichen ab 1985 jahrelang sexuell missbraucht haben. Demnach habe das mutmaßliche Opfer der Polizei gesagt, Levine habe vor seinen Augen masturbiert und seinen Penis geküsst. Der damals 15-Jährige wollte Dirigent werden. Bis 1993 habe der Missbrauch angedauert und den heute 48-Jährigen fast in den Suizid getrieben. Den Zeitungen zufolge lernte das mutmaßliche Opfer schon als Vierjähriger den Dirigenten kennen. Levine habe ihm jahrelang Geschenke geschickt, be- vor er mit den Übergriffen begonnen habe. Die Met zeigte sich „sehr verstört“und kündigte „geeignete Maßnahmen“an, sollten sich die Anschuldigungen als wahr erweisen. Die Vorwürfe sind der Oper schon länger bekannt: Grundlage der Untersuchungen sei ein Polizeibericht aus Illinois aus dem vergangenen Jahr, hieß es. „Zu dem Zeitpunkt hat Herr Levine gesagt, die Anschuldigungen seien völlig falsch“, teilte das Opernhaus mit. Es habe sich daraufhin auf die Polizeiermittlungen verlassen. Angeklagt werden könnte Levine wegen der Vorfälle nicht, da sie aus juristischer Sicht verjährt wären.
Levine war 40 Jahre lang Musikdirektor des Opernhauses. 2016 ging er aufgrund seiner ParkinsonErkrankung offiziell in Pension, er arbeitet aber bis heute dort. Erst am Samstag stand er als Dirigent auf der Bühne.