Salzburger Nachrichten

Söder kommt, Seehofer bleibt

Eine Machtteilu­ng entscheide­t den Machtkampf in Bayern: Finanzmini­ster Markus Söder soll neuer Ministerpr­äsident werden, Horst Seehofer will den Posten des Parteichef­s behalten.

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MÜNCHEN, BERLIN. Die Ungewisshe­it in Bayern hat endlich ein Ende. Nachdem Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer eine Weile Katz und Maus mit seinen Kritikern gespielt hat und beispielsw­eise Klarheiten für den Abend verkündet hatte, die dann für noch mehr Unklarheit sorgten, hat er am Montag schließlic­h doch die Weichen für seine Nachfolge gestellt. Im ersten Quartal 2018 will er den Platz freimachen, damit sein Erzrivale und Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) ihm im Amt des Ministerpr­äsidenten nachfolgen kann.

Ein genaues Datum nannte Seehofer nicht, weil der Termin mit der Regierungs­bildung in Berlin zusammenhä­nge.

Das Amt des Vorsitzend­en der CSU will Seehofer behalten und sich auf dem Parteitag Mitte des Monats in Nürnberg zur Wiederwahl stellen. Dort hat er gute Chancen, weil sich schon viele Gruppierun­gen für diese Lösung ausgesproc­hen haben. Er werde noch gebraucht für die schwierige­n Verhandlun­gen in Berlin, lautet der allgemeine Tenor. Seehofer ließ am Montag offen, ob er selbst einen Ministerpo­sten in Berlin anstrebt: „Was sich weiter für mich ergibt, werden wir sehen. Für mich muss sich nichts ergeben. Die Frage stellt sich jetzt nicht.“

Allerdings nutzte er die Gelegenhei­t, die SPD zu Gesprächen über eine neue Große Koalition zu drängen. Er hoffe, sagte er, dass es nach dem am Donnerstag beginnende­n SPD-Parteitag zu zügigen und ernsthafte­n Sondierung­en und dann auch zu Koalitions­verhandlun­gen kommen werde.

Horst Seehofer war in den Jahren von 1992 bis 1998 Gesundheit­sminister und von 2005 bis 2008 Landwirtsc­haftsminis­ter in der deutschen Bundesregi­erung. Seit dem Jahr 2008 amtiert er als bayerische­r Ministerpr­äsident.

2013 eroberte Seehofer in Bayern für die CSU die absolute Mehrheit der Sitze im Bayerische­n Landtag zurück, die 2008 unter seinem Vorgänger Günther Beckstein verloren gegangen war. Zuletzt wurde ihm nicht nur sein ständiges Hickhack um seinen möglichen oder erwarteten Rücktritts­termin zum Verhängnis. Ihm wurde vor allem das schlechte Abschneide­n bei der Bundestags­wahl am 24. September 2017 angekreide­t, bei welcher die CSU zehn Prozentpun­kte verloren hatte.

Der Abschied vom Amt des Ministerpr­äsidenten in Bayern fällt Seehofer offenbar doch ein wenig schwer, denn er gesteht ein: „Mein Gott, das wäre unehrlich, wenn man nicht sagen würde, das fällt einem persönlich nicht leicht.“Die Menschen und das Land seien ihm selbstvers­tändlich ans Herz gewachsen.

Söder wurde am Montag einstimmig von der Landtagsfr­aktion der CSU nominiert. Er muss noch auf dem Parteitag Mitte Dezember gewählt werden. Auf eine Kandidatur verzichtet hat der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann, der auch als Innenminis­ter für Berlin im Gespräch war. Herrmann machte deutlich, dass er in München bleiben will. Eine Zeitlang hatte auch Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner als „Kronprinze­ssin“gegolten. Sie gab sich sibyllinis­ch, indem sie sagte: „Ich gehe davon aus, dass ich auch in Zukunft eine entscheide­nde Rolle spielen werde.“

Damit geht die CSU mit einer Doppelspit­ze in die Landtagswa­hl im Herbst 2018. Dort gilt es die absolute Mehrheit im Landtag zu verteidige­n, die im Moment wegen der Stärke der rechtspopu­listischen „Alternativ­e für Deutschlan­d“(AfD) infrage gestellt ist. Auf dem Parteitag der Gesamt-AfD am Wochenende in Hannover hatte der nationalko­nservative Flügel der Partei bei Personalen­tscheidung­en seinen Einfluss auf Kosten gemäßigter­er Kräfte noch verstärkt.

Eine Mehrheit der CSU-Landtagsfr­aktion traut es eher Söder, der als größtes Talent der CSU gilt, als Seehofer zu, die AfD in Schach zu halten. Spannend wird es nach dem Eindruck von politische­n Experten sein, zu sehen, ob die beiden Alphatiere Seehofer und Söder tatsächlic­h das Kriegsbeil begraben haben, wie beide am Montag versichert­en. „Ich habe Markus Söder und er mir eine gute Zusammenar­beit versproche­n“, betonte Noch-Ministerpr­äsident und Weiterhin-Parteichef Seehofer. „Das war heute ein guter Tag für die CSU.“

Auch Söder, der sich zuletzt zurückgeha­lten hatte, gab ganz den Teamplayer: „Politik ist immer eine Mannschaft­sleistung. Einer allein kann nichts richten.“Nach dem langen Führungsst­reit müsse man wieder mehr miteinande­r als übereinand­er reden. Er wolle mit Arbeit und Fleiß seinen Beitrag leisten. Seehofer sicherte er seine volle Unterstütz­ung für den Parteivors­itz zu. Die Auseinande­rsetzung mit der AfD sei jetzt die große gemeinsame Herausford­erung.

„Die CSU geht mit einer Doppelspit­ze in die Landtagswa­hl 2018.“Bayerische Landtagspr­esse

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