Hirscher auf den Spuren des Herminators
Dem Salzburger gelingt ein Traum-Comeback nach Verletzung. Die SN ziehen nach den Nordamerika-Rennen eine erste Bilanz und präsentieren fünf interessante Dinge.
SALZBURG. Für Marcel Hirscher lief alles wie am Schnürchen – fast alles: Nur den Heimflug Sonntagabend von Denver nach Frankfurt hat der Salzburger verpasst. Er wird es nach seinem 46. Weltcupsieg gesamt (damit hat er nun mit Marc Girardelli gleichgezogen) verschmerzt haben. Wir ziehen nach der ersten Phase des Ski-Weltcups eine Zwischenbilanz, bevor die Damen in St. Moritz und die Herren in Val d’Isère ihre Tourneen in Europa fortsetzen.
Der Star ist zurück: Hirscher.
Eine Verletzung und ein perfektes Comeback – das hatte Hermann Maier seinem Salzburger Landsmann bisher voraus. Nun gilt das auch nicht mehr: Denn Hirschers Rückkehr dreieinhalb Monate nach seinem Knöchelbruch mit Sieg war triumphal. Auf einem der schwierigsten Hänge und in über 3000 m Seehöhe wirkte Hirscher, als sei er nie weg gewesen – oder für die Konkurrenz schlimmer noch: als habe ihn diese Situation nur noch mehr motiviert. Vor Hirscher zogen die Konkurrenten den Hut – und Hirscher tat dies vor seinem Team. „Es war eine harte Woche. Zu Wochenbeginn habe ich noch die Watschen ausgefasst, aber wir haben den Rückstand aufgeholt.“Angeblich sei Hirscher zu Wochenbeginn noch zwei Sekunden hinter seinen ÖSV-Kollegen zurückgelegen. Wenn das stimmt, muss der Sonntag für die Konkurrenten ein arger Tiefschlag gewesen sein. Drama-Queen: Lindsey Vonn. Man muss sich offenbar daran gewöhnen: Ein normales Rennwochenende gibt es im Leben der Lindsey Vonn nicht. Entweder Seriensiege oder Stürze oder Dramen auf und abseits der Piste. Das war auch vor Lake Louise so: Erst dominierte ihr Wunsch nach Start in der Herrenabfahrt die Schlagzeilen, dann wollte sie der Konkurrenz zeigen, wie weit sie vorn ist, und flog wild von der Strecke. Unglaublich, dass sie nur einen Tag später bei der zweiten Abfahrt antreten konnte, und am Sonntag schied sie auf dem Weg zur Bestzeit neuerlich aus. Nächste Stufe: Mikaela Shiffrin. Ihr Manager Kilian Albrecht hatte schon vor drei Jahren gesagt: „Wartet nur, bis Mikaela Shiffrin auch die Abfahrten fährt.“Das ist nun der Fall und die penibel geplante Karriere der jungen Amerikanerin hat in Lake Louise eine neue Stufe erreicht: Mit den Rängen drei und eins in der Abfahrt und Platz fünf im Super G zeigte sie eindrucksvoll, dass sie ab sofort in allen Disziplinen um den Sieg mitfahren kann. Bleibt Shiffrin gesund, ist der Weltcup wohl entschieden – und zwar nicht nur heuer, sondern auf Jahre hinaus. Nach sieben Rennen hält sie bei 510 Punkten, geht es so weiter, bricht sie auch noch den Punkterekord von Tina Maze, die die Saison 2013 mit 2414 Punkten beendet hat. Stark: Frankreichs Herren. Vor ihren Augen starb ihr Teamkollege David Poisson Anfang November beim Training in Nakiska. Dennoch blieben Frankreichs Abfahrer in Übersee, veranstalteten sogar eine Gedenkfeier für Poisson am Ufer des Gletschersees in Lake Louise und fuhren bei den Abfahrten in memoriam ihres toten Teamkollegen. Hut ab, denn nicht alle können mit so einer Situation so gut und so natürlich umgehen. Auch so kann Vergangenheitsbewältigung ohne Schuldzuweisungen und grelle Schlagzeilen aussehen. „Wie Weihnachten“: Der DSV. Als Felix Neureuther mit Kreuzbandriss ausfiel, da war die Stimmung im deutschen Team auf dem Tiefpunkt. Doch aus Beaver Creek reiste DSV-Sportchef Wolfgang Maier mit einem Gefühl „wie Weihnachten“ab. Dreßen und Luitz standen am Wochenende bei den Herren auf dem Podest, acht deutsche Alpinsportler haben sich schon für Olympia 2018 qualifiziert. Man sieht: Geduld zahlt sich aus.
Diese Fahrer prägten bisher die Saison