Enge Solidarität mit „völkischen“Zügen
Der Theologe Matthias Möhring-Hesse, Sozialethiker an der Uni Tübingen, hat bei einer Fachtagung der Katholischen Privatuniversität Linz davor gewarnt, dass rechtspopulistische Parteien in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern zunehmend eine „exkludierende Solidarität“förderten. Es handle sich dabei um eine eng gefasste Solidarität mit bisweilen „völkischen“Zügen. Diese „ausschließende“Solidarität habe das Ziel, etwa Zuwanderer oder Menschen mit Beeinträchtigung aus der Reichweite der Umverteilung auszuschließen.
Das katholische Modell einer weit gefassten, jedenfalls über nationale Grenzen hinweg ausgreifenden Solidarität stehe dieser exkludierenden Solidarität entgegen, sagte Severin Renoldner, Ethiker und Moraltheologe an der Privaten Pädagogischen Hochschule Linz. Vor allem im Hinblick auf Europa gebiete dieses Solidaritätsverständnis eine Überwindung nationalstaatlich gefasster Konzepte vom Sozialstaat.
Der Münsteraner Theologe und Soziologe Karl Gabriel befasste sich in seinem Vortrag mit dem Wandel religiöser Interventionen in der Politik. Die Kirche und ihre Botschaft seien auf den öffentlichen Raum angewiesen. Eine auf den Privatbereich beschränkte Kirche, „die sich viele wünschen“, würde sich „in einer modernen babylonischen Gefangenschaft“befinden.