Salzburger Nachrichten

Ein Dämpfer für die Spendenfre­udigkeit

Wie der Staat einen kleinen Bonus für die Bürger teilweise zunichtema­cht.

- Josef Bruckmoser JOSEF.BRUCKMOSER@SN.AT

Erstmals seit Jahren stagniert das Spendenauf­kommen in Österreich: Hochgerech­net 630 Millionen Euro werden im Jahr 2017 in diverse Spendentöp­fe geflossen sein – um zehn Millionen weniger als im Rekordjahr 2016, teilte der Fundraisin­g Verband Austria mit.

Zuletzt war das Spendenvol­umen ständig gestiegen. Es erreichte 460 Mill. Euro im Jahr 2010, 570 Mill. Euro im Jahr 2014 und 640 Mill. Euro im Vorjahr. Dass sich die Kurve heuer abflacht, wird unter anderem auf die Verunsiche­rung der Bevölkerun­g durch die Neuregelun­g der Spendenabs­etzbarkeit zurückgefü­hrt. Geschäftsf­ührer Günther Lutschinge­r sagte dazu: „Seit Anfang des Jahres hat sich die Absetzbark­eit grundlegen­d geändert. Österreich­s Spender wurden aber bislang völlig unzureiche­nd darüber informiert, was zu beachten ist.“Seit die „Spendenabs­etzbarkeit neu“im Jänner 2017 in Kraft trat, müssen Spender Namen und Geburtsdat­um deklariere­n, um Spenden beim Finanzamt als steuermind­ernd geltend zu machen – und das für jede Organisati­on, der sie Geld zukommen lassen. Dies ist laut Fundraisin­g Verband ein immens personalin­tensiver Aufwand für die Organisati­onen.

Fakt ist, dass der österreich­ische Staat seine sozialen Pflichten nicht erfüllen könnte, wenn ihm nicht die große Zahl von Hilfsorgan­isationen und deren viele Spenderinn­en und Spender unter die Arme greifen würden. Mit der Möglichkei­t, diese Spenden von der Steuer abzusetzen, hat der Staat diese zusätzlich­e freiwillig­e Leistung seiner Bürgerinne­n und Bürger erstmals gebührend anerkannt. Es ist eine Schande, dass dieser kleine Bonus durch neue bürokratis­che Hürden zum Teil wieder zunichtege­macht wird.

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