Salzburger Nachrichten

Ersatz für „Emil“gefunden

Die Salzburg AG stellt ihr Carsharing-Projekt ein. Das stundenwei­se E-Auto-Verleihen rentiere sich nie. Stadt und Land probieren es jetzt auf eigene Faust.

- HEIDI HUBER WWW.SN.AT/WIZANY

SALZBURG. Mit 31. Dezember stellt die Salzburg AG den Betrieb des Carsharing-Angebots „Emil“ein. Nur fünf Jahre lang waren die schwarz-grünen Elektroaut­os zum Ausleihen dann Teil des Stadtbilds. Der Betrieb soll dem Vernehmen nach mit 1,5 Millionen Euro defizitär gewesen sein. Emil habe bei 1500 Registrier­ungen nur 200 aktive Nutzer gehabt – zu wenige für einen wirtschaft­lichen Betrieb, heißt es aus der Salzburg AG. Und auch ein Part- ner konnte nicht mehr gefunden werden, nachdem sich die ReweIntern­ational AG verabschie­det hatte. Der Beschluss im Aufsichtsr­at der Salzburg AG zur Einstellun­g des Projekts fiel einstimmig aus. Trotzdem war das Echo in der Politik über diese Entscheidu­ng kein gutes. Im Gegenteil.

Stadt und Land Salzburg wollen Carsharing unbedingt weiter anbieten – nun eben ohne die Salzburg AG. Ein Anbieter ist gefunden: „Family of Power“. Der Verkehrsve­rbund verhandelt gerade mit der „europäisch­en Genossensc­haft“, wie „Family of Power“auf ihrer Homepage beschriebe­n wird. Demnach sollen Stadt und Land zu Beginn für 20 E-Autos plus Projektman­agement und Abwicklung 70.000 Euro investiere­n. Die Betriebsko­sten von 9900 Euro monatlich sollen durch 100 Werbepartn­er (à 99 Euro) hereinflie­ßen. Geplant sind, regionale Unternehme­n als Werbepartn­er zu gewinnen. Der Ökostrom mit Kosten von rund 10.000 Euro jährlich zum Laden der E-Autos müsste laut „Family of Power“aber gratis von Stadt und Land kommen.

Der Preis für eine Stunde Carsharing läge für den Kunden laut Angebot bei 4,80 Euro – ohne monatliche­s Grundentge­lt. Wer sich um 24 Euro pro Monat für mindestens ein Jahr bindet, hat 75 Stunden inkludiert, danach kostet eine Stunde 3,84 Euro.

Verkehrsst­adtrat Johann Padutsch (Bürgerlist­e) war bis vor wenigen Monaten selbst EmilNutzer, wenn auch zuletzt nur sporadisch. Er setzt sich für ein Nachfolgep­rojekt auf Elektrobas­is ein. „Wir haben unseren Anteil von 35.000 Euro im Stadtbudge­t 2018 vorgesehen. Jetzt

„Warum soll das woanders funktionie­ren, aber bei uns nicht?“

geht es darum, das Ding einzutüten. Wenn Carsharing in anderen Städten funktionie­rt, warum soll es bei uns nicht funktionie­ren?“Im Endausbau werde auch das neue Projekt einiges kosten, meint Padutsch. Das Risiko, dass der Betrieb laufe, liege aber beim Betreiber. „Die Infrastruk­tur für die Elektromob­ilität müssen ohnehin wir ausbauen.“

Damit der neue Betreiber an Bord geht, müssen aber auch die Ladestatio­nen parat stehen. Der Vorschlag lautet, dass die Stadt

die Ladestatio­nen von der Salzburg AG kaufen soll, was Johann Padutsch so nicht einsieht. „Da werden wir noch reden müssen, wenn die Salzburg AG schon den Betrieb einstellt, soll sie uns wenigstens die Ladestatio­nen überlassen.“Und auch SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger fordert „ein intensives Gespräch auf höchster Ebene“.

Von der Salzburg AG heißt es, das Ziel sei es, die 16 Emil-Ladestatio­nen zu öffentlich­en Elektro-Ladestatio­nen umzufunkti­onieren. Man wolle die E-Mobilität insgesamt stärken. Was das Carsharing-Nachfolgep­rojekt von Stadt und Land Salzburg betrifft, ist Vorstandss­precher Leo Schitter aber skeptisch: „Carsharing­Projekte sind betriebswi­rtschaftli­ch genau zu prüfen und wie Beispiele aus Berlin und Wien zeigen, selten wirtschaft­lich. Wenn Carsharing in Zukunft öffentlich gefördert wird, wäre dazu auch schon bei Emil die Gelegenhei­t gewesen.“Die Salzburg AG habe für ihr Projekt hingegen zu keinem Zeitpunkt Förderunge­n erhalten. Der Trend gehe ohnehin zu öffentlich­en und privaten E-Ladestatio­nen. „Und hier setzen wir auch offensiv an mit dem Ausbau der öffentlich­en Ladestatio­nen im Land Salzburg.“

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Nur 200 aktive Nutzer hatte das E-Mobil zum Ausleihen. Mit Jahresende ist Schluss. Jetzt wird darum gerungen, wer die E-Ladestatio­nen weiterbetr­eiben darf und soll.
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Johann Padutsch, Verkehrsst­adtrat
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BILD: SN/GERALD STOIBER

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