Spitzensport: Nachwuchs wird nun vier Jahre früher gefördert
Wer Medaillen gewinnen will, muss bald anfangen: Das Salzburger Schulsportmodell setzt nun erstmals bei den 10- bis 14-Jährigen an, als Realgymnasium an der Christian-Doppler-Schule.
SALZBURG-STADT. Die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio hätten aus österreichischer Sicht besser laufen können: Die Segler holten eine Bronzemedaille, ansonsten gingen die 71 entsandten Athleten leer aus.
„In vielen Sportarten muss man im Alter von 17 Jahren schon vor dem Sprung an die Weltspitze sein“, erklärt Thomas Wörz, Geschäftsführer des Salzburger Schulsportmodells (SSM). Das Nachwuchskompetenzzentrum versteht sich als Bindeglied zwischen Sportvereinen, Fachverbänden und den drei SSM-Schulen: dem Sport-RG/Musisches RG (Akademiestraße), der Handelsschule für Leistungssport und dem Christian-Doppler-Gymnasium (beide in Lehen).
In diesen Schulen werden die Talente behutsam an die internationale Spitze herangeführt. Die Schule dauert um ein Jahr länger, damit die Schüler Zeit fürs Training und für Wettbewerbe haben. Das SSM stellt das Grundgerüst für den Spitzensport: Basisund Mentaltraining, aber auch Ernährungscoaching oder Physiotherapie.
Das Modell funktioniere sehr gut, setze aber in manchen Sportarten fast zu spät an: „Wenn wir die Leute mit 14 kriegen, müssen wir oft viel Zeit und Energie in das Basistraining stecken, weil es zum Beispiel an der Beinachsenstabilität fehlt“, erklärt Wörz. Daher sei aus dem Sport der Wunsch gekommen, bereits die zehnjährigen Talente für den Spitzensport vorzubereiten. Somit war die Idee für SSM in der Unterstufe geboren.
Insgesamt soll es in Österreich fünf dieser Piloten geben. Für Westösterreich ist Salzburg zum Zug gekommen, genauer gesagt das Christian-Doppler-Gymnasium.
Für die Unterstufe habe das SSM angepasst werden müssen, erklärt Anton Stefan, Direktor des Christian-Doppler-Gymnasiums: „Von der Stundentafel her ist die SSM-Unterstufe wie ein normales Realgymnasium. Mir ist wichtig, dass ein Kind ohne Probleme in einen anderen Zweig oder an eine andere Schule wechseln kann, wenn es sich verletzt oder wenn es keinen Leistungssport mehr ausüben möchte.“
Umgekehrt könne auch ein Kind aus einem anderen Zweig (dem Science Lab oder dem Media Lab) in den SSM-Zweig wechseln.
Der Unterricht für die potenziellen Spitzensportler solle maximal bis 14.15 Uhr dauern. Danach könne das Training bei den jeweiligen Vereinen stattfinden. „Pro Jahrgang soll es im SSM-Zweig vier bzw. drei Stunden Sport geben“, sagt der Direktor.
Dieser Sportunterricht soll als Gegengewicht und Ausgleich zu den auf eine Disziplin beschränkten Spitzenleistungen dienen. Ein SSM-Sportwissenschafter stimmt diesen Unterricht auf die Bedürfnisse der Schüler ab.
Darin liegt übrigens auch der Unterschied zu einem herkömmlichen Sportzweig: Dort werden die Schüler zu Allroundern ausgebildet, die in vielen verschiedenen Sportarten bestimmte Zeitlimits erfüllen müssen und eine Sportmatura ablegen. „Wir haben gesehen, dass das viele Ta- lente überfordert. Es bringt nichts, wenn sich ein Eiskunstläufer abplagt, um im Schwimmen Zeitlimits zu erreichen und dann die Motivation abhandenkommt“, sagt SSM-Chef Wörz.
„Schüler können jederzeit in anderen Zweig wechseln.“