Russische Sportler müssen bei Olympia unter neutraler Flagge antreten
Russlands Sportler dürfen wegen des Doping-Skandals nur unter neutraler Flagge an den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang teilnehmen. Zugleich sperrt das Internationale Olympische Komitee (IOC) das Nationale Russlands (ROC). In Südkorea dürfen damit nur unbelastete russische Athleten „unter strikten Konditionen“teilnehmen. Ein Komplett-Ausschluss – es wäre der erste in der 121-jährigen olympischen Geschichte – blieb Russland erspart.
Das IOC bestrafte damit das staatliche Dopingsystem in Russland, das in Sotschi 2014 seinen Höhepunkt erfahren hatte. Elf Sportler verloren dabei ihre Olympiamedaillen.
Die Verwirrung dauerte doch länger an. Deutschlands auflagenstärkste Zeitung Bild vermeldete nach der Entscheidung: „Russland ausgeschlossen“, während spiegelonline.de zeitgleich kommentierte: „Russlands Sportler dürfen zu Olympia.“
Was jetzt: Ausgeschlossen oder dabei? Beides.
Als gelernter Österreicher könnte man nun sagen: Ein fauler Kompromiss. Wer das behauptet, der liegt radikal falsch. Das IOC hat seine größtmögliche Sanktionsmöglichkeit ausgespielt. Ein pauschaler Komplettausschluss hätte weder vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS, noch vor einem Gericht dieser Welt gehalten. Es gilt keine Familienhaftung, sondern die Schuld, die jeder auf sich lädt. Aber: Russlands von ganz oben orchestrierte Politik des Einkaufs von Sportereignissen – Olympia 2014, FußballWM 2018, Formel 1, regelmäßige Eishockey-Weltmeisterschaften – und des Erfolgs mittels Dopings kommt damit an ihr Ende. Wie die Russen darauf reagieren, das werden die nächsten Tage zeigen.
Denn ein Boykott wäre – Doping hin oder her – bei einer der größten Wintersportmächte der Welt ein verheerendes Signal für das IOC. Zumal Sotschi im Fall einer sich zuspitzenden Auseinandersetzung mit Nordkorea als letzte Alternative für Olympia 2018 in Südkorea gilt.
Das alles macht das staatlich befohlene Dopingsystem nicht besser. Aber es zeigt, vor welchem Schachbrett IOC-Präsident Thomas Bach die letzten Monate gesessen ist. Sein letzter Zug ringt Respekt ab.