Salzburger Nachrichten

EU listet die Steuersümp­fe auf Wer Besserung gelobt, darf auf die graue Liste

Auf der „schwarzen Liste“der Steuersünd­er fehlen allerdings einige große Problemlän­der. Außerdem gibt es vorerst keine Sanktionen.

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BRÜSSEL.

Die EU-Finanzmini­ster haben eine schwarze Liste beschlosse­n, auf der 17 Staaten und Gebiete als Steueroase­n angeprange­rt werden. Darauf finden sich: Bahrain, Barbados, Grenada, Guam, Macau, die Marschalli­nseln, die Mongolei, Namibia, Palau, Panama, Samoa, Amerikanis­ch-Samoa, St. Lucia, Südkorea, Trinidad und Tobago, Tunesien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate. Weitere 47 Länder, darunter die Schweiz, Liechtenst­ein, aber auch die Kanalinsel­n und die Türkei, sind auf einer grauen Liste. Sie gelten ebenfalls als „nicht kooperativ“, weil sie Steuerregi­me für Firmen oder OffshoreKo­nstruktion­en fördern, haben jedoch zugesagt, die Probleme binnen einem Jahr (Entwicklun­gsländer binnen zwei Jahren) zu lösen.

Die EU arbeitet seit April 2016 an der Liste, nachdem über die sogenannte­n Panama Papers weltweit verbreitet­e Praktiken zu Steuerfluc­ht und -vermeidung ans Tageslicht gekommen waren. Insgesamt wurden 92 Länder untersucht, 22 bekamen aber rasch einen Persilsche­in; einige Karibiksta­aten erhielten wegen der Folgen der Hurrikans mehr Zeit für die Antwort.

Wer auf die schwarze Liste kommt, war bis zuletzt offen, weil die Problemlän­der bis Montagnach­t Zugeständn­isse machen konnten. Marokko und Kap Verde haben das dem Vernehmen nach in letzter Minute getan. Der Brief aus Tunesien kam zu spät, daher blieb das nordafrika­nische Land auf der Liste. Die Änderungen werden weitergehe­n.

Sanktionen sind für die Steueroase­n vorerst nicht vorgesehen, man setze auf die „Prangerwir­kung“durch die Liste selbst, sagte der estnische Finanzmini­ster und aktuelle Ratsvorsit­zende, Toomas Tõniste. Die EU-Kommission hätte sich Strafen gewünscht, es sollten aber zumindest die bestehende­n Möglichkei­ten genutzt werden, wie etwa das Einfrieren bestimmter EUFonds, forderte EU-Vizepräsid­ent Valdis Dombrovski­s.

Die EU-Abgeordnet­en von SPÖ und ÖVP sind ebenfalls noch nicht zufrieden. Die Liste der Steuersümp­fe bleibe „lückenhaft“, sagt SPÖ-Delegation­sleiterin Evelyn Regner, weil die USA, Singapur oder EU-Länder wie Malta, Irland, Niederland­e und Luxemburg fehlten. Auch ÖVP-Delegation­sleiter Othmar Karas geht die Liste deshalb nicht weit genug. EU-Länder aufzunehme­n, wiesen die EU-Staaten mit Verweis auf gemeinsame Regeln bei Steuerstan­dards aber von Anfang an zurück.

Neben der Steueroase­n-Liste haben die EU-Finanzmini­ster neue Regeln für die Erhebung der Mehrwertst­euer im Onlinehand­el beschlosse­n. Sie wird künftig grundsätzl­ich im Land des Verbrauche­rs gezahlt. Onlinehänd­ler müssen sich nicht mehr in jedem EU-Land registrier­en, um die Mehrwertst­euer abzuführen, sondern auf einem einheitlic­hen EU-Portal. Das spart den Unternehme­n laut EUKommissi­on Registrier­ungskosten von durchschni­ttlich 8000 Euro pro Land. Kleinanbie­ter und Start-ups, deren Onlineumsa­tz unter 10.000 Euro liegt, können weiter im eigenen Land Mehrwertst­euer abführen. Abgeschaff­t wird auch die Mehrwertst­euerbefrei­ung für Waren aus Drittstaat­en im Wert von unter 22 Euro, weil das häufig eine Quelle für Steuerbetr­ug war.

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BILD: SN/ANKABALA - STOCK.ADOBE.COM Den Staaten entgehen Milliarden an Steuergeld.

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