Salzburger Nachrichten

Die Verlogenhe­it rund um das Thema Rauchen

Die Debatte rund um Rauchverbo­te in Österreich ist peinlich. Die jüngste Posse entspringt einem türkis-blauen Nebel.

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SN.AT

Die Geschichte der Rauchverbo­te ist fast so alt wie das Rauchen selbst. Bereits 1590 soll Papst Urban VII. den Gläubigen das Rauchen in der Kirche unter Androhung der Exkommunik­ation untersagt haben. Der Grund war weniger die Abwehr einer möglichen Gesundheit­sgefährdun­g. Eher ging es darum, die Benebelung der Gottesdien­stbesucher durch allerlei berauschen­de Rauchwaren zu verhindern und gleichzeit­ig Feuersbrün­sten vorzubeuge­n.

Rauchverbo­te aus Gesundheit­sgründen sind erst spät populär geworden. Der Staat hat sie gefördert (Flugzeuge, Züge, Spitäler, Amtsgebäud­e, Arbeitsstä­tten, Schulen, Restaurant­s usw.), am Rauchen aber auch gehörig mitkassier­t.

Es gehört schon eine ordentlich­e Portion Verlogenhe­it dazu, ein Laster für gesundheit­sschädlich zu erklären und gleichzeit­ig die Hand aufzuhalte­n: Die Tabaksteue­rn betragen pro Jahr in Österreich rund 1,8 Milliarden Euro. Ob die medizinisc­he Behandlung kranker Raucher mehr kostet, darüber streiten die Experten seit Langem.

Ehrlicher als der Weg der punktuelle­n Untersagun­g und staatliche­n Raubritter­tums wäre ein generelles Rauchverbo­t. Dann entgingen dem Staat zwar Milliarden Euro Steuern, er ersparte sich aber auch Kosten. Freilich stellte sich dann die Frage: Wo hört das auf, wo wird das weitergehe­n? Beim Alkohol, beim Schweinsbr­aten, beim Zucker?

Die künftige Regierung hat sich mit der Aufhebung des bereits beschlosse­nen Rauchverbo­ts in Gaststätte­n keinen guten Dienst erwiesen. Wirte wie rauchende Gäste und erst recht die Nichtrauch­er sind es leid, jahrelang an der Nase herumgefüh­rt zu werden. Erst Verbot, dann keines, dann Umbau, dann Rückbau, dann Verbot und dann doch wieder keines. Die Menschen fühlen sich gepflanzt, wissen nicht mehr, wie sie dran sind. Die neue Regelung wird möglicherw­eise vor einem Höchstgeri­cht landen und wieder aufgehoben. Und dann?

Die Geschichte um das Rauchverbo­t in Österreich ist so verlogen, wie sie lang ist. Die militante Note, mit der die Debatte von beiden Seiten geführt wird, ist besorgnise­rregend. Fehlt nur noch eine Volksbefra­gung wie zuletzt in Bayern, um endgültig einen Keil in die Bürgerscha­ft zu treiben.

Wir wissen, Politik beruht leider weniger auf Überzeugun­gen denn auf Gegengesch­äften. Schon bald wird aus dem blauen Dunst aufsteigen, was Sebastian Kurz von HC Strache als Gegenleist­ung für den nebulösen Kniefall verlangt hat.

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