Die Verlogenheit rund um das Thema Rauchen
Die Debatte rund um Rauchverbote in Österreich ist peinlich. Die jüngste Posse entspringt einem türkis-blauen Nebel.
Die Geschichte der Rauchverbote ist fast so alt wie das Rauchen selbst. Bereits 1590 soll Papst Urban VII. den Gläubigen das Rauchen in der Kirche unter Androhung der Exkommunikation untersagt haben. Der Grund war weniger die Abwehr einer möglichen Gesundheitsgefährdung. Eher ging es darum, die Benebelung der Gottesdienstbesucher durch allerlei berauschende Rauchwaren zu verhindern und gleichzeitig Feuersbrünsten vorzubeugen.
Rauchverbote aus Gesundheitsgründen sind erst spät populär geworden. Der Staat hat sie gefördert (Flugzeuge, Züge, Spitäler, Amtsgebäude, Arbeitsstätten, Schulen, Restaurants usw.), am Rauchen aber auch gehörig mitkassiert.
Es gehört schon eine ordentliche Portion Verlogenheit dazu, ein Laster für gesundheitsschädlich zu erklären und gleichzeitig die Hand aufzuhalten: Die Tabaksteuern betragen pro Jahr in Österreich rund 1,8 Milliarden Euro. Ob die medizinische Behandlung kranker Raucher mehr kostet, darüber streiten die Experten seit Langem.
Ehrlicher als der Weg der punktuellen Untersagung und staatlichen Raubrittertums wäre ein generelles Rauchverbot. Dann entgingen dem Staat zwar Milliarden Euro Steuern, er ersparte sich aber auch Kosten. Freilich stellte sich dann die Frage: Wo hört das auf, wo wird das weitergehen? Beim Alkohol, beim Schweinsbraten, beim Zucker?
Die künftige Regierung hat sich mit der Aufhebung des bereits beschlossenen Rauchverbots in Gaststätten keinen guten Dienst erwiesen. Wirte wie rauchende Gäste und erst recht die Nichtraucher sind es leid, jahrelang an der Nase herumgeführt zu werden. Erst Verbot, dann keines, dann Umbau, dann Rückbau, dann Verbot und dann doch wieder keines. Die Menschen fühlen sich gepflanzt, wissen nicht mehr, wie sie dran sind. Die neue Regelung wird möglicherweise vor einem Höchstgericht landen und wieder aufgehoben. Und dann?
Die Geschichte um das Rauchverbot in Österreich ist so verlogen, wie sie lang ist. Die militante Note, mit der die Debatte von beiden Seiten geführt wird, ist besorgniserregend. Fehlt nur noch eine Volksbefragung wie zuletzt in Bayern, um endgültig einen Keil in die Bürgerschaft zu treiben.
Wir wissen, Politik beruht leider weniger auf Überzeugungen denn auf Gegengeschäften. Schon bald wird aus dem blauen Dunst aufsteigen, was Sebastian Kurz von HC Strache als Gegenleistung für den nebulösen Kniefall verlangt hat.