Frankreich hängt am Atomstrom
Der französische Präsident lud zu seinem ersten Gipfel. Es ging um den Klimawandel. Mehr als 50 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter der Finanzwelt kamen.
Großbritanniens Premierministerin Theresa May war da, ebenso Fürst Albert II. von Monaco und Malis Staatschef Ibrahim Boubacar Keïta. Auch der US-Milliardär Bill Gates steht auf der Gästeliste des Pariser Klimagipfels, zu dem Staatspräsident Emmanuel Macron am Dienstag eingeladen hatte.
Der große Abwesende in einem futuristischen Kulturzentrum auf einer Seine-Insel westlich der französischen Hauptstadt war US-Präsident Donald Trump. Er will aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen. Der seit sieben Monaten amtierende Macron lässt sich davon nicht beirren. Im Gegenteil. Das Signal des eintägigen Spitzentreffens, zu dem rund 4000 Menschen erwartet waren, lautete: Es geht beim Kampf gegen den gefährlichen Klimawandel auch ohne Trump. Einer der Mitveranstalter, Weltbank-Präsident Jim Yong Kim, betonte, dass der New Yorker ExBürgermeister Michael Bloomberg sowie andere Vertreter amerikanischer Städte und Staaten anreisten. Die USA seien gut vertreten. Eine der Kernfragen des „One Planet Summits“lautet: Wie lässt sich der Klimaschutz besser finanzieren? Wie lässt sich die Privatwirtschaft besser einbinden?
Zum Auftakt erteilte Macron einem schnellen Atomausstieg eine Absage. Die 58 französischen Atomreaktoren decken derzeit rund 75 Prozent des Strombedarfs. Das ist der höchste Atomstromanteil weltweit. Macron sagte, das deutsche Beispiel zeige, dass der Abschied von der Nuklearenergie eine Abhängigkeit von Kohle oder Erdgas aus dem Ausland nach sich ziehe. „Ich werde die Kraftwerke an dem Tag schließen, an dem ich sicher bin, dass dies nicht die Klimaerwärmung verstärkt“, betonte er. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gehört ebenfalls zu den Abwesenden in Paris. Französische Diplomaten sehen das aber wegen der laufenden Gespräche für eine Regierungsfindung in Berlin sehr gelassen. Deutschland hatte erst vor ein paar Wochen die große UNO-Klimakonferenz in Bonn ausgerichtet – und dort die größeren Zusagen dieses Jahres auch schon gemacht. Darunter war eine weitere Unterstützung von 100 Millionen Euro an Entwicklungsländer, um sich an den Klimawandel anzupassen. Berlin will nun insbesondere den Finanzsektor und Unternehmen mit ihren Investitionen an Bord holen. „Das sind Billionen, nicht Milliarden“, resümiert Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Das zeigte sich am Dienstag in Paris, als 225 Finanzinvestoren an die Öffentlichkeit traten, die gemeinsam ein Vermögen von mehr als 22 Billionen Euro verwalten. Sie wollen Unternehmen zum CO2Sparen bewegen. Die Initiative „Climate Action 100+“sei auf fünf Jahre ausgelegt und nehme die Konzerne mit dem weltweit größten Treibhausgas-Ausstoß in den Blick, teilten mehrere Investorengruppen mit. Die Unternehmen sollen zudem die Risiken, die der Klimawandel für ihre Geschäftsmodelle bedeutet, in die Finanzberichte einbeziehen. Die Investoren sind an den betreffenden Firmen beteiligt.
Einen Tag nach dem Klimagipfel, also heute, Mittwoch, wird Angela Merkel doch in Paris erwartet – zu einem Treffen mit Macron und Vertretern der afrikanischen Sahel-Region. Es geht um die Unterstützung einer Eingreiftruppe gegen islamistische Terrormilizen.