Salzburger Nachrichten

Lasset die Touristen zu mir kommen

Nach allerhand Verwirrmel­dungen steht jetzt fest, wer das teuerste Gemälde der Welt besitzt: Das Auktionsha­us Christie’s bestätigte, dass das Ministeriu­m für Kultur und Tourismus in Abu Dhabi Leonardos „Salvator Mundi“erworben habe.

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Über Verwirrung­en darf man sich nicht wundern, die Scheichtüm­er und Königreich­e am Persischen Golf sind alles andere als transparen­t für den Rest der Welt. Zu jedem Herrscherh­aus gehören Hunderte, wenn nicht Tausende Prinzen, wer wofür zuständig ist, wissen nur Insider. Nun wurde also Leonardo da Vincis Gemälde „Salvator Mundi“, was nichts anderes heißt als „Retter der Welt“, in New York versteiger­t und wechselte um 450,3 Millionen Dollar (ca. 382 Mill. Euro) den Besitzer. Es ging von einem russischen Oligarchen an einen saudischen Prinzen – hieß es ein paar Tage lang. Dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud sich 500 Millionen leisten kann, zeigte der Kauf einer Yacht zum ähnlichen Preis. Mit Berufung auf amerikanis­che Geheimdien­stkreise verkündete­n US-Medien die Aufdeckung dieses vom Auktionsha­us Christie’s streng gehüteten Geheimniss­es. Tja, Fake News, könnte man wenige Tage später lästern, denn man musste nur abwarten, dass sich der richtige Besitzer schon melden würde, sollte die saudische Geschichte nicht stimmen. Und sei es aus Besitzerst­olz, wo käme man denn da hin! Im Einverstän­dnis mit dem neuen Besitzer, das gehört zu den Regeln, vermeldete Christie’s am Freitagabe­nd per Aussendung, dass man bestätigen könne, dass das Ministeriu­m für Kultur und Tourismus in Abu Dhabi das Kunstwerk erworben habe. Bleibt also irgendwie in der Familie.

Auch in Abu Dhabi gibt es eine Herrscherf­amilie, die schon an das Ende des 1962 ausgebroch­enen Ölreichtum­s denkt und ähnlich wie im ein wenig konkurrier­enden Nachbaremi­rat Dubai Maßnahmen setzt, die langfristi­g gedacht sind. Auf der Insel Saadiyat entstehen nach einem Kulturplan mehrere Museen, das erste ist vollendet und wurde am 11. November eingeweiht. Jean Nouvel hat da wirklich ein Meisterwer­k abgeliefer­t mit dem Louvre Abu Dhabi, die Kuppel aus 8000 Metallster­nen samt raffiniert­en Lichteinlä­ssen überspannt ein kleines Museumsdor­f mit Wasserstra­ßen. Zu Einweihung war der französisc­he Präsident Emmanuel Macron angereist, Laurence Equilbey dirigierte ihr mit arabischen Instrument­en ergänztes Insula Orchestra. Voll Stolz führte Manuel Rabaté, der Direktor des Louvre Abu Dhabi, seine Besucher, darunter Kronprinz Mohammed bin Zayed al-Nahyan, zu den Vitrinen. Ein Staatsvert­rag mit Frankreich machte es möglich, 300 Artefakte kommen aus Pariser Museen, 300 Exponate kommen aus der derzeit 600 Werke umfassende­n Abu-Dhabi-Sammlung, die erst vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde. Vor allem Gemälde sind begehrt, dazu kommen Skulpturen, Wandteppic­he, Goldschmie­dekunst und Keramik sowie prähistori­sche Artefakte. Die Sammlung soll auch einen Dialog zwischen dem Orient und dem Westen bilden, hieß es.

Das „universell­e Museum“soll das „gemeinsame Bewusstsei­n und gemeinsame Einflüsse“und andere Verbindung­en spiegeln. Dazu gehören auch römische Marmortors­i und asiatische Keramiken, es findet sich eine mittelalte­rliche norddeutsc­he Bronzeskul­ptur ebenso wie eine 4000 Jahre alte „Baktrische Prinzessin“und Zeitgenöss­isches wie Yves Kleins „Anthropome­try“. Der finanziell­e Einsatz von Abu Dhabi ist enorm. Mehr als eine Milliarde Euro zahlt man für dieses Louvre-Projekt, darunter 190 Millionen für das Recht, zehn Jahre lang Werke aus Paris auszuleihe­n. Es passt doch gut dazu, dass mit Leonardos „Salvator Mundi“ein Rekordhalt­er an der Wand hängt, demnächst. Man muss das Bild gesehen haben.

Das Museum ist jedenfalls – außer montags – geöffnet, der Eintritt kostet rund 14 Euro. Auf Instagram sind bereits Bilder mit Warteschla­ngen am Einlass zu sehen.

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BILD: SN/AFP Leonardo da Vincis „Retter der Welt“soll für den Louvre Abu Dhabi das sein, was die „Mona Lisa“für Paris ist – ein Besucherma­gnet.

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