UniCredit treibt den Umbau zügig voran
Osteuropa bleibt Wachstumsmotor, Nettogewinn der Gruppe soll bis 2019 verdreifacht werden.
LONDON. Italiens größte Bank sieht sich bei ihrer strategischen Neuausrichtung auf einem guten Weg. „Die Reorganisation kommt voran, wir liegen voll im Plan und bestätigen alle unsere Ziele“, sagte UniCreditVorstandschef Jean Pierre Mustier beim Kapitalmarkttag in London. Ende 2019 soll der Nettogewinn der Gruppe 4,7 Mrd. Euro betragen, das wäre drei Mal so viel, wie UniCredit im Jahr 2015 verdiente.
Vom Ergebnissprung sollen auch die Aktionäre profitieren. Der Teil des Gewinns, der an sie geht, werde heuer 20 Prozent betragen und soll bis 2019 auf 30 Prozent steigen. In der Folge peile man eine Ausschüttungsquote von 50 Prozent an. Bedingung dafür sei jedoch, dass die Kernkapitalquote bei 12,5 Prozent gehalten werde, sagte Mustier.
Der Umbau der Gruppe ist mit massiven Einsparungen verbunden. Die Kosten sollen von 12,2 Mrd. Euro (2015) auf 10,6 Mrd. Euro 2019 sinken. Zwei Drittel entfallen auf Personalkosten, die Zahl der Mitarbeiter in der Gruppe soll um 14.000 reduziert werden. Bis Jahresende 2017 soll die Zahl der Beschäftigten bereits um 8500 geringer sein. In Westeuropa wird zudem die Zahl der Filialen um 944 auf dann 2865 Zweigstellen reduziert.
Im Osten stehen die Zeichen hingegen weiter auf Expansion, wie Gianni Franco Papa sagte, der als General Manager das operative Geschäft der Gruppe leitet. Zentralund Osteuropa bleibe ein wichtiger Wachstumsmotor, bis 2019 soll die Zahl der Kunden in der Region um 2,6 Millionen steigen. Die Verlagerung des CEE-Geschäftes von der Bank Austria in die Zentrale nach Mailand bezeichnete Papa erneut als richtigen Schritt, um die Struktur in der Gruppe zu vereinfachen. „Für uns war das keine große Änderung.“ Mit der Österreich-Tochter zeigt sich Papa sehr zufrieden. Die Bank Austria behaupte ihre führende Marktposition, komme aber auch bei der Restrukturierung gut voran. Die Kosten-Ertrags-Relation sei seit 2015 um 7,5 Punkte auf 70,6 Prozent gesunken, für 2019 sind 63,3 Prozent das Ziel. Auch bei der Ertragskraft, gemessen an dem der Bank Austria zugewiesenen Kapital, zeige der Trend klar nach oben.
Neben der erfreulichen Entwicklung in der Region – Papa nannte gesunkene Risikokosten und eine niedrige Kosten-Ertrags-Relation – seien die Banken in Zentral- und Osteuropa für die Gruppe wichtig als Testmarkt für das digitale Geschäft. Vieles von dem, was dort entwickelt wird, werde in der Gruppe implementiert, sagte Mustier. Was die Entwicklung des italienischen Bankenmarkts angeht, zeigt sich der UniCredit-Chef optimistisch. Durch die Rettung der Monte dei Paschi di Siena und der Veneto Banca seien die Risiken reduziert worden. Ein funktionierender Bankensektor sei wichtig, um das Wachstum der italienischen Wirtschaft zu finanzieren. Laut Mustier hat die Regierung richtig gehandelt. Abgesehen von den erwähnten Fällen sei Italien ein Land, wo es vergleichsweise wenig Unterstützung der öffentlichen Hand für die Banken in der Krise gegeben habe.
Der Brexit werde keine großen Verwerfungen auf dem Finanzmarkt London bringen, „es wird keinen Big Bang geben“, sagte Mustier. Ob es bei UniCredit zu Verlagerungen komme, ließ er offen, der Effekt auf den Finanzmarkt wäre aber nicht groß, man beschäftige nur 700 Mitarbeiter in London.