Salzburger Nachrichten

Toni’s Freilandei­er sind ein Scherbenha­ufen

Eine der bekanntest­en Marken aus der heimischen Landwirtsc­haft ist in Turbulenze­n. Warum der Verkauf an einen Investor noch platzte.

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Über 20 Jahre baute der steirische Unternehme­r Anton „Toni“Hubmann mit seinem eigenen Namen eine Marke auf, wie es in der heimischen Landwirtsc­haft kaum eine andere gibt. Neben den dominanten Eigenmarke­n der großen Handelsket­ten sind Toni’s Freilandei­er praktisch in fast allen großen Supermärkt­en gelistet, außer bei den Diskontern Hofer und Lidl. Die Firma gibt ihren Marktantei­l im heimischen Lebensmitt­elhandel mit sechs Prozent an.

„Die besten Eier unter der Sonne“, so der Werbesloga­n, gibt es sogar im berühmten Kaufhaus des Westens KaDeWe in Berlin, bei Galeria Kaufhof und Feinkost Käfer in München sowie in den slowenisch­en Mercator-Filialen. Rund 50 Millionen Hühnereier, die rund 110 Landwirte liefern, vermarktet die Firma im Jahr.

Am Dienstag musste die Toni’s Handels-GmbH mit Sitz in Knittelfel­d Konkurs beantragen. Die Probleme der Firma waren in der Branche seit Längerem bekannt, schließlic­h war Hubmann vor knapp zwei Jahren rechtskräf­tig wegen Betrugs zu einer bedingten Haftstrafe und knapp 82.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden – für Trickserei­en beim Haltbarkei­tsdatum, was Hubmann stets abgestritt­en hatte. Der Skandal brachte deutliche Umsatzeinb­ußen, Hubmann selbst kam unter Druck – er musste 2015 die Geschäftsf­ührung abgeben und seine Anteile an einen Anwalt als Treuhänder abtreten. Mit einer Insolvenz wurde dennoch nicht gerechnet. Denn in den vergangene­n Monaten war mit den Banken und Lieferante­n die Übernahme durch einen Investor verhandelt worden. Eine der Voraussetz­ungen dafür war laut Kreditschu­tzverband, dass die Zinsen und Kreditrate­n bis Mitte 2018 gestundet würden. Die Banken, auf die 8,7 Millionen der fast zwölf Mill. Euro Verbindlic­hkeiten entfallen, stimmten zu, der Deal platzte aber. Rechtsanwa­lt Stefan Weileder, der Toni’s vertritt: „Ein rechtssich­erer Verkauf der Anteile war nicht möglich.“Anton Hubmann hatte den Sanierungs­treuhandve­rtrag angefochte­n. Dem Vernehmen nach wollte er sich die Markenrech­te nicht nehmen lassen. Mit einer Fortführun­g des Betriebs wird gerechnet, es sollen sich Mitbewerbe­r für eine Übernahme interessie­ren. Die 38 Mitarbeite­r haben die NovemberLö­hne noch nicht erhalten.

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BILD: SN

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