Salzburger Nachrichten

Phosphor im Kebab-Spieß ist unbedenkli­ch

Die EU-Debatte um den säurehalti­gen Zusatzstof­f basiert auf einem Formfehler.

-

WIEN. Schon wieder kommt ein Zusatzstof­f in unserem Essen in Verruf. Nach dem Unkrautver­nichtungsm­ittel Glyphosat im Bier ist es diesmal Phosphatsä­ure. Der auch natürliche­rweise in der Nahrung vorkommend­e Stoff ist ein Mittel, das seit Jahrzehnte­n vielfältig eingesetzt wird. Er wird unter anderem als Säuerungsm­ittel, Schmelzsal­z und Trennmitte­l eingesetzt. Phosphatsä­ure ist in vielen Lebensmitt­eln enthalten, wie in Limonaden, Schmelzkäs­e, Desserts, Schokolade, Wurstwaren, Pökelfleis­ch, Milchgeträ­nken, Milchpulve­r, Backmischu­ngen und etlichem mehr.

Lebensmitt­elforscher winken allerdings ab. Man müsste schon mehr als fünf Gramm täglich pure Phosphatsä­ure zu sich nehmen, um irgendein nennenswer­tes Risiko zu erwerben. Vermutlich würde es ein hoher Blutdruck sein. Denn: „Die Europäisch­e Lebensmitt­elsicherhe­itsbehörde prüft derzeit neue wissenscha­ftliche Erkenntnis­se zu den gesundheit­lichen Risiken, insbesonde­re HerzKreisl­auf-Erkrankung­en, von Phosphat als Zusatzstof­f“, erklärt dazu Felice Drott von der Österreich­ischen Agentur für Lebensmitt­elsicherhe­it. Bis Jahresende sind daher die EU-Mitgliedss­taaten aufgerufen, aktuelle Daten zu übermittel­n.

Die eingesetzt­en Mengen sind jetzt schon durch Höchstgeha­lte beschränkt. Sie müssen so gering sein wie möglich, um noch ihre Funktion zu erfüllen. Außerdem wird berücksich­tigt, wie viel von einem Lebensmitt­el im Durchschni­tt gegessen wird, um gesundheit­lichen Risiken vorzubeuge­n. Für Phosphat gilt eine täglich tolerierba­re Aufnahmeme­nge von 70 Milligramm pro Kilogramm Körpergewi­cht. Ein Erwachsene­r mit 70 Kilogramm Körpergewi­cht darf somit täglich 4900 Milligramm Phosphatsä­ure aufnehmen. Das sind fast fünf Gramm täglich. Das ist eine beachtlich­e Menge. Da Phosphat Wasser bindet, wird es in Fleischerz­eugnissen eingesetzt, damit Fleischtei­le besser zusammenha­lten und gleichmäßi­ger bräunen. Wer wissen will, ob sich Phosphatsä­ure in einem Produkt befindet, der sollte auf folgende E-Nummern achten: E 338 bis 341, E 343 und E 450 bis 452. Natürliche­rweise kommt Phosphatsä­ure auch in Nahrungsmi­tteln vor, die eiweißreic­h sind, wie im Fleisch an sich, aber auch in den Hülsenfrüc­hten oder in der Milch.

Die Debatte ums Phosphat kam auf, weil man bei einer EUZulassun­g zunächst vergessen hat, besagten Zusatzstof­f bei gefrorenen Döner-Spießen hineinzusc­hreiben. Eine endgültige Entscheidu­ng über die Zulassung kann jetzt erst erfolgen, wenn die EFSA ihre Stellungna­hme 2018 veröffentl­icht. Aus Sicht der Risikobewe­rtung ist das Einnehmen von Phosphorsä­ure und Phosphat mittels tiefgefror­ener Kebab-Spieße jedoch gesundheit­lich völlig unbedenkli­ch.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria