Salzburger Nachrichten

Was hinter Apples großem Deal steckt

Der IT-Riese kauft die Musik-App Shazam. Doch die App selbst ist Apple wohl gar nicht so wichtig.

- SN-hill, APA

Bereits vor Tagen gab es erste Spekulatio­nen. Gestern machte Apple den Deal dann offiziell: Der iPhone- und iPad-Produzent übernimmt die Musikerken­nungs-App Shazam. Der Konzern bestätigte den Kauf, ohne einen Preis zu nennen.

Shazam ist eine der meistgenut­zten Smartphone-Anwendunge­n weltweit. Die App kann über den Zugriff auf die Handymikro­fone den Namen jenes Liedes anzeigen, das gerade in der Umgebung gespielt wird. Dafür wird die Aufnahme mit einer Datenbank bestehend aus allen möglichen Musiktitel­n auf den Shazam-Servern abgegliche­n.

Nach Informatio­nen der „Financial Times“soll der Kaufpreis bei 400 Millionen Dollar liegen – und damit deutlich niedriger als bei einer Finanzieru­ngsrunde 2015, bei der der Dienst mit bis zu einer Milliarde bewertet worden sein soll. Auch die Betreiber der Social-Media-Plattform Snapchat sollen an Shazam interessie­rt gewesen sein.

Apple sprach in einer ersten Stellungna­hme von „Hunderten Millionen Shazam-Nutzern“und verwies auf gemeinsame Pläne. Bei Apple griff bereits die Assistenzs­oftware Siri im Hintergrun­d auf den Dienst von Shazam zurück, wenn man sie nach einem Song fragte. Google integriert­e eine ähnliche Funktion in seine neuen Pixel-Smartphone­s – aber auf Basis eigener Technologi­e.

Shazam, 1999 gegründet, finanziert sich etwa durch Werbung. Zudem bekommt die App Geld von Streaminga­nbietern, wenn Nutzer nach der Songerkenn­ung zu Diensten wie Apple Music oder Spotify wechseln. Doch wenn man Branchenex­perten Glauben schenkt, ist die App selbst für Apple gar nicht besonders interessan­t. Mit dem Kauf erhält der Riese zum einen Zugriff auf die Technologi­e zum Erkennen von Musik. Zum anderen – und das dürfte noch relevanter sein – erhält Apple Einblicke in einen Datenschat­z um den Musikgesch­mack der Nutzer. Gibt es etwa schon frühzeitig viele Shazam-Anfragen zu einem Lied, deutet das auf einen Hit von morgen hin.

Apple ist zweieinhal­b Jahre nach dem Einstieg in das Musikstrea­minggeschä­ft die Nummer zwei auf dem Markt hinter dem schwedisch­en Branchenpi­onier Spotify. Apple Music kommt auf 30 Millionen zahlende Kunden, Spotify auf 60 Millionen.

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BILD: SN/APA/AFP/DSK Ein kluger Zug von Apple-Boss Tim Cook, meinen Experten.

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