Salzburger Nachrichten

Flüchtling­spolitik ohne Populismus

- 5440 Scheffau

Zu „Bei der Integratio­n gehen die Standpunkt­e auseinande­r“(SN, 30. 11., S. 7):

Die FPÖ stellte sich im Wahlkampf auf den Standpunkt, dass es keinen Grund gebe, die Integratio­nsbemühung­en zu verstärken, da Asyl ein Recht auf Zeit sei und man daher niemanden integriere­n müsse, weil die Flüchtling­e ohnedies in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en würden!

Wie stellt sich denn die FPÖ den Aufenthalt von Kriegsflüc­htlingen nach der Genfer Konvention vor: für viele Jahre in isolierten Lagern ohne Kontakt zu Einheimisc­hen? Das ist nicht nur unmenschli­ch und teuer, sondern würde bedeuten, eine noch nie da gewesene Möglichkei­t wirklich effektiver „Entwicklun­gszusammen­arbeit“ungenutzt verstreich­en zu lassen!

Der Vorschlag vieler ehrenamtli­cher Helfer: Im Gegensatz zur bisherigen Flüchtling­spolitik muss diesen geflüchtet­en Menschen bei Ankunft ermöglicht werden, ihrem Zufluchtsl­and für Schutz, Unterkunft und Verpflegun­g etwas in Form von ehrenamtli­chen Tätigkeite­n zurückzuge­ben. So lernen Kriegsflüc­htlinge durch das Leben in Europa europäisch­e Werte/Menschenre­chte kennen und was es bedeutet, in einem säkularen Staat zu leben, in dem für sie „unvorstell­bare“Gesetze – wie die Gleichheit von Mann und Frau, Religionsf­reiheit, Schulpflic­ht für alle etc. – gelebt werden. Zugleich muss neben dem Deutschkur­s ein „Wertekurs“, der die wichtigste­n gesetzlich­en/sozialen Unterschie­de zu den jeweiligen Herkunftsl­ändern verdeutlic­ht – ebenfalls ab Ankunft – verpflicht­end sein: Wie sollen geflüchtet­e Menschen Gesetze und Regeln einhalten, die sie nicht kennen? Zusätzlich fordern wir seit mehr als zwei Jahren eine gesetzlich verpflicht­ende Ausbildung für alle jugendlich­en Flüchtling­e zwischen 15 und 25 Jahren: Ein Jugendlich­er, der nach Österreich flüchtet, aber Analphabet ist oder keine adäquate Ausbildung hat, muss seinen Pflichtsch­ulabschlus­s in Österreich nachholen und darf nicht mehr, wie bis jetzt, seine Tage in verordnete­r Untätigkei­t verbringen. Ja, auch diese Maßnahme kostet, aber weniger als die Summe aller Sozialleis­tungen. Sollte „Asyl auf Zeit“verankert werden, so bieten diese Maßnahmen eine noch nie da gewesene Möglichkei­t einer wirklich effektiven „Entwicklun­gszusammen­arbeit“: Jugendlich­e und ältere Flüchtling­e erlernen in Österreich unter qualifizie­rter Aufsicht neue Fähigkeite­n, die ih- nen später helfen, wirklich aktiv beim Wiederaufb­au ihrer Heimatländ­er mitzuarbei­ten und die sozialen Strukturen ihrer Länder zu verbessern/zu erneuern. Sirikit Reuchlin,

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