ÖVP-Schwenk beim Rauchverbot regt viele auf
Viele Wirte sind von der ÖVP enttäuscht. Gastronomen, die schon auf ein Nichtraucherlokal umgestellt haben, würden es wieder tun.
SALZBURG. Unfassbar. So bezeichnet der Salzburger Sternbräu-Wirt, Kammerfunktionär und überzeugte ÖVPler Harald Kratzer die Abkehr der BundesÖVP vom beschlossenen generellen Rauchverbot in der Gastronomie, das ab Mai 2018 gelten sollte. „Da werde ich zum Wutbürger.“Er sei wie viele Kollegen enttäuscht von Sebastian Kurz, der in dieser Frage offensichtlich vor den Freiheitlichen in die Knie gegangen sei.
ÖVP und FPÖ machten Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung und vor allem gegen die Mehrheit der Gastronomen, meint Kratzer. „Wir werden zur Lachnummer in der EU.“Die zwölf Gasträume im Sternbräu sind seit 2011 rauchfrei. Im ersten Stock wurde für die Raucher im Freien ein Atrium geschaffen. Nur in dem Raum „Sternzeit“darf ab 23 Uhr geraucht werden. „Das werden wir aber demnächst abstellen“, sagt Kratzer. Im Gablerbräu in der Linzer Gasse herrscht seit zwei Jahren Rauchverbot. Für das fehlende Nichtraucher-Pickerl am Eingang erhielt Kratzer kürzlich sogar einen Strafbescheid.
Mit seiner Meinung ist der Wirt nicht allein. Der Salzburger Gastronom Thomas Gschwandtner vermisst bei der ÖVP in der Raucherfrage Rückgrat: „Es ist schade, dass Sebastian Kurz in den Regierungsverhandlungen umgefallen ist.“Seit 26. Oktober führt Gschwandtner das Steinlechner in der Stadt Salzburg. Für ihn war von Anfang an klar, dass im Wirtshaus nicht geraucht wird. Für die Raucher hat er sich aber etwas einfallen lassen: Im Garten stehen drei überdachte Zirbenbänke mit elektrisch beheizter Sitzfläche und Rückenlehne. „Wir Wirte sind gefordert, hier kreative Lösungen zu finden.“Die Bänke hat der Lungauer Johannes Santner aus Unternberg entwickelt.
Keine Freude mit der Entscheidung seiner Partei hat auch LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP). „Als Gesundheitspolitiker und auch persönlich bin ich über diese Entscheidung sehr enttäuscht und habe dafür kein Verständnis.“Die Schädlichkeit des Rauchens und des Passivrauchens sei hinlänglich bekannt. Rauchen belaste die Betroffenen und das Gesundheitssystem enorm. Bei Koalitionsverhandlungen müssten naturgemäß Kompromisse gemacht werden. „Dieser Kompromiss auf dem Rücken der Gesundheit tut aber besonders weh.“
In Österreich greift rund jeder Vierte täglich zur Zigarette. Bei den 15- bis 30-Jährigen raucht sogar jeder Dritte.
„Viele meiner Stammgäste sind Raucher“, sagt Christian Hartinger. Er führt seit neun Jahren das Café Rialto am AntonNeumayr-Platz in der Salzburger Innenstadt. Er selbst ist zwar Nichtraucher, in seinem Lokal dürfen aber Zigaretten angezündet werden. Ein Verbot hätte zu Problemen geführt, meint er. „Wenn die Gäste vor dem Lokal rauchen würden, wäre die Lärmbelastung für die Anrainer groß.“
Gute Erfahrungen hat mit der Umstellung auf ein Nichtraucherlokal jedenfalls Evelyn