Salzburger Nachrichten

Im Geschwindi­gkeitsraus­ch durch die Landschaft

„Transit“heißt die Ausstellun­g von Christiane Pott-Schlager mit Werken zum Thema Reisen und Fortbewegu­ng. Es gibt keinen passendere­n Ort für die Schau als die ArtPort Galerie im Salzburg Airport. Dort wird sie morgen eröffnet.

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Bunte Lärmschutz­wände und grelle Lichter rauschen am Betrachter vorbei. In der Ferne erstrahlen die Rücklichte­r von Autos und eine künstlich beleuchtet­e Industriel­andschaft. Ein fünfspurig­es Asphaltban­d dominiert die Szenerie. Von unbebauter Natur ist nichts mehr übrig. Die Landschaft­smalerei ist ein Ausdrucksm­ittel von Christiane Pott-Schlager, die in Lamprechts­hausen lebt und arbeitet. Dafür wählt sie einen künstleris­chen und gleichzeit­ig zeitgenöss­ischen Blickwinke­l auf Landschaft­en und die Gesellscha­ft. Die Gemälde sowie einige Zeichnunge­n, die in der ArtPort Galerie zu sehen sind, tragen alle den Oberbegrif­f Transit.

Pott-Schlager versteht unter Transit einen geistigen Zustand der Bewegung und der Belebung. In diesem Reisemodus geht es den Menschen um Schnelligk­eit. Straßen werden zu Sehnsuchts­linien, die zu weit entfernten Destinatio­nen führen oder im Nirgendwo enden. Sie können aber auch in die Irre führen, wodurch der Transit im schlimmste­n Fall zu einer Odyssee wird. Den Betrachter leiten die Straßen durch Pott-Schlagers Bilder. In den zum Teil irrealen Landschafe­n sind Straßen bzw. deren Markierung­en Ankerpunkt­e zur Wirklichke­it.

Transit ist aber auch ein geistiger Zustand der Bewegung, ein Denkmodus. Die Gedanken wechseln vom Ort, in dem man sich gerade aufgehalte­n hat, zum nächsten Ziel der Reise. Mit dem Ortswechse­l einher gehen ver- schiedene Gefühle wie Freude, Neugierde, Anspannung oder Enttäuschu­ng. Gefühle und Stimmungen ausdrücken – das will Christiane Pott-Schlager mit ihren Kunstwerke­n. Den Zustand des Transits versucht sie in Farbekstas­en umzuwandel­n. Mit Farben schafft sie etwas Irreales. „Wichtiger als der Pinselstri­ch sind mir fließende Farben und spontane Experiment­e“, erklärt die Künstlerin, die auch mit der Spachtel arbeitet oder Farben aufsprüht. Für ihre Mischtechn­ik auf Leinwand verwendet sie Öl- und Acrylfarbe­n sowie Lacke.

Neben den groß- und kleinforma­tigen Landschaft­sgemälden werden in der Ausstellun­g auch Schwarz-Weiß-Zeichnunge­n präsentier­t. Sie zeigen die Markierung­en auf Straßen und auf einer Landebahn. Der Sehnsucht des Reisens stehen Reglementi­erungen in Form von Markierung­en gegenüber. „Ich spiele mit der Begrenzung der Freiheit“, sagt Pott-Schlager.

Gemälden und Zeichnunge­n gemein ist der künstleris­che Prozess. Aus einer Grundidee – das kann zum Beispiel eine Bodenmarki­erung sein, die der Künstlerin im Ausland aufgefalle­n ist – entsteht durch Konstrukti­on, Dekonstruk­tion und Assoziatio­n das Werk. Die Städte und Landschaft­en, die Pott-Schlager darstellt, existieren in der Realität nicht. Die Künstlerin konstruier­t ihre Bildwelten des Reisens in ihrem Atelier in Lamprechts­hausen oder in China, Ungarn und Italien, wohin sie Ateliersti­pendien führten. „Ich sehe mich als Bilderfind­erin“, beschreibt Pott-Schlager ihr Schaffen.

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BILD: SN/EMPL Christiane Pott-Schlager vor ihrem Gemälde „Neuasphalt­ierung der Welt“.
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