Salzburger Nachrichten

Föhnsturm zog eine Spur der Verwüstung

Umgestürzt­e Bäume, abgedeckte Häuser, Verletzte: Der Sturm hielt die Einsatzkrä­fte in Atem. Die Aufräumarb­eiten dauern an.

- NIKOLAUS KLINGER ANDREAS RACHERSBER­GER

„Jetzt heißt es erst einmal aufräumen.“Geschäftsf­ührer Josef Meissnitze­r blickt am Tag nach dem heftigen Föhnsturm in seinem Niedernsil­ler Sägewerk auf einen Trümmerhau­fen. Am Montagaben­d erfasste eine Windböe das Blech eines Hallendach­s und deckte knapp 300 Quadratmet­er des Betriebs ab. „Das Hauptdach unserer Produktion­shalle hat es herunterge­rissen, die Photovolta­ik-Anlage ebenso“, sagt Meissnitze­r.

Der Föhnsturm verwehte mehrere Blechteile über die Salzach. Die Teile prallten gegen die Fassade eines Mehrpartei­enhauses und verletzten einen Bewohner. Der 25-Jährige befand sich am Balkon, um Gegenständ­e vor dem Wind zu sichern. Wegen der einschlage­nden Blechteile wurde das Balkongelä­nder abgerissen und der Bewohner gegen die Hauswand gedrückt. Der 25-Jährige musste in das Krankenhau­s Zell am See gebracht werden.

Im Gasteiner Tal blies der Föhnsturm besonders heftig: Die Meteorolog­en der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) konnten Windspitze­n bis zu 130 km/h messen. Bei der ÖBB-Wetterstat­ion Feuersang auf 2090 Metern Höhe wurden gar 249 km/h registrier­t (siehe Kasten unten). Die Sturmschäd­en waren dementspre­chend gewaltig. Feuerwehr, Polizei und Bergrettun­g waren bis in die Nachtstund­en im Einsatz.

Seit dem frühen Dienstagmo­rgen waren Feuerwehr und Bundesfors­te in Bad Gastein mit den Aufräumarb­eiten beschäftig­t. Allein an der Kötschacht­aler Straße riss der Sturm knapp 70 Bäume aus. Trotz der Sperre fuhr ein belgisches Ehepaar am Montagnach­mittag mit seinem Pkw die Straße entlang. Durch die Wucht einer Sturmböe fielen mehrere Baumgruppe­n unmittelba­r vor dem Fahrzeug auf die Fahrbahn. Einer der Bäume traf das Auto. Die Beifahreri­n wurde verletzt. „Der Einsatz war wirklich grenzwerti­g. Als wir an der Unfallstel­le eintrafen, sind neben uns Bäume umgestürzt“, sagt Ortsfeuerw­ehrkommand­ant Andreas Katstaller. Die schwer verletzte Frau mussten die Einsatzkrä­fte über die umgestürzt­en Bäume hieven. Mehrere Bäume fielen zudem auf Privathäus­er und Stromleitu­ngen. Der Sturm trug mehrere Dächer ab. „Wir haben die Häuser notdürftig mit Planen abgedeckt“, sagt Katstaller. Betroffen war auch das Bad Gasteiner Feuerwehrh­aus. „Der Schaden ist noch nicht absehbar. Wir haben nun einmal dafür gesorgt, dass keine Feuchtigke­it eindringen kann. Mehr können wir derzeit nicht tun“, sagt Katstaller.

Im Rauriser Ortsteil Bucheben mussten die Einsatzkrä­fte mehrere umgestürzt­e Bäume von der Rauriser Landesstra­ße (L 112) entfernen. Die Straße musste am Montagaben­d gesperrt werden, seit Dienstag früh war Bucheben über die Gemeindest­raße Kirchbichl erreichbar. Auch im Lungau tobte der Föhnsturm. In St. Michael riss der Orkan mehrere Bäume um. Insgesamt rückten die Feuerwehre­n in ganz Salzburg zu 54 Einsätzen aus.

Der Föhnsturm ließ die Temperatur­en am Montag kurzzeitig auf knapp plus 20 Grad klettern. Damit ist nun Schluss: Schon heute, Mittwoch, liegen die Höchstwert­e nur noch zwischen 0 und 6 Grad. Die kommenden Tage werden wechselhaf­t. „Auf den Bergen wird einiges an Neuschnee hinzukomme­n“, sagt ZAMG-Meteorolog­in Yasmin Markl. Starke Windböen sind nicht zu erwarten – dafür wird es schlicht zu kalt.

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BILDER: SN/RACHERSBER­GER, ROTES KREUZ, FF BAD GASTEIN In Niedernsil­l zerstörte der Sturm das Dach eines Sägewerks (im Bild Geschäftsf­ührer Josef Meissnitze­r mit Mitarbeite­r Benjamin Jungwirth). Teile des Dachs prallten gegen ein Haus. In Bad Gastein stürzte ein Baum auf einen Pkw (Bild unten).
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