Föhnsturm zog eine Spur der Verwüstung
Umgestürzte Bäume, abgedeckte Häuser, Verletzte: Der Sturm hielt die Einsatzkräfte in Atem. Die Aufräumarbeiten dauern an.
„Jetzt heißt es erst einmal aufräumen.“Geschäftsführer Josef Meissnitzer blickt am Tag nach dem heftigen Föhnsturm in seinem Niedernsiller Sägewerk auf einen Trümmerhaufen. Am Montagabend erfasste eine Windböe das Blech eines Hallendachs und deckte knapp 300 Quadratmeter des Betriebs ab. „Das Hauptdach unserer Produktionshalle hat es heruntergerissen, die Photovoltaik-Anlage ebenso“, sagt Meissnitzer.
Der Föhnsturm verwehte mehrere Blechteile über die Salzach. Die Teile prallten gegen die Fassade eines Mehrparteienhauses und verletzten einen Bewohner. Der 25-Jährige befand sich am Balkon, um Gegenstände vor dem Wind zu sichern. Wegen der einschlagenden Blechteile wurde das Balkongeländer abgerissen und der Bewohner gegen die Hauswand gedrückt. Der 25-Jährige musste in das Krankenhaus Zell am See gebracht werden.
Im Gasteiner Tal blies der Föhnsturm besonders heftig: Die Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) konnten Windspitzen bis zu 130 km/h messen. Bei der ÖBB-Wetterstation Feuersang auf 2090 Metern Höhe wurden gar 249 km/h registriert (siehe Kasten unten). Die Sturmschäden waren dementsprechend gewaltig. Feuerwehr, Polizei und Bergrettung waren bis in die Nachtstunden im Einsatz.
Seit dem frühen Dienstagmorgen waren Feuerwehr und Bundesforste in Bad Gastein mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Allein an der Kötschachtaler Straße riss der Sturm knapp 70 Bäume aus. Trotz der Sperre fuhr ein belgisches Ehepaar am Montagnachmittag mit seinem Pkw die Straße entlang. Durch die Wucht einer Sturmböe fielen mehrere Baumgruppen unmittelbar vor dem Fahrzeug auf die Fahrbahn. Einer der Bäume traf das Auto. Die Beifahrerin wurde verletzt. „Der Einsatz war wirklich grenzwertig. Als wir an der Unfallstelle eintrafen, sind neben uns Bäume umgestürzt“, sagt Ortsfeuerwehrkommandant Andreas Katstaller. Die schwer verletzte Frau mussten die Einsatzkräfte über die umgestürzten Bäume hieven. Mehrere Bäume fielen zudem auf Privathäuser und Stromleitungen. Der Sturm trug mehrere Dächer ab. „Wir haben die Häuser notdürftig mit Planen abgedeckt“, sagt Katstaller. Betroffen war auch das Bad Gasteiner Feuerwehrhaus. „Der Schaden ist noch nicht absehbar. Wir haben nun einmal dafür gesorgt, dass keine Feuchtigkeit eindringen kann. Mehr können wir derzeit nicht tun“, sagt Katstaller.
Im Rauriser Ortsteil Bucheben mussten die Einsatzkräfte mehrere umgestürzte Bäume von der Rauriser Landesstraße (L 112) entfernen. Die Straße musste am Montagabend gesperrt werden, seit Dienstag früh war Bucheben über die Gemeindestraße Kirchbichl erreichbar. Auch im Lungau tobte der Föhnsturm. In St. Michael riss der Orkan mehrere Bäume um. Insgesamt rückten die Feuerwehren in ganz Salzburg zu 54 Einsätzen aus.
Der Föhnsturm ließ die Temperaturen am Montag kurzzeitig auf knapp plus 20 Grad klettern. Damit ist nun Schluss: Schon heute, Mittwoch, liegen die Höchstwerte nur noch zwischen 0 und 6 Grad. Die kommenden Tage werden wechselhaft. „Auf den Bergen wird einiges an Neuschnee hinzukommen“, sagt ZAMG-Meteorologin Yasmin Markl. Starke Windböen sind nicht zu erwarten – dafür wird es schlicht zu kalt.