„Gelder an Grasser weitergeleitet“
Der mitangeklagte Lobbyist Peter Hochegger bekennt sich im Buwog-Prozess überraschend teilschuldig und zerstört damit die Verteidigungsstrategie von Karl-Heinz Grasser und Walter Meischberger.
Knalleffekt im größten Korruptionsprozess der Zweiten Republik: Der viertangeklagte Peter Hochegger wird sich, wie sein Anwalt Freitagnachmittag erklärte, teilschuldig bekennen. Hochegger belastet dadurch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP), den Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker Walter Meischberger und den Immobilienmakler Ernst Karl Plech massiv.
„Mein Mandant hat bereits viel ausgesagt, aber noch nicht alles“, kündigte Peter Hocheggers Verteidiger Leonhard Kregcjk an. „Das wird er nun in der Hauptverhandlung nachholen.“Der Anwalt kündigte an: „Zur Anklage wird sich mein Mandant teilweise schuldig bekennen. Mein Mandant weiß, dass Meischberger beim BuwogDeal Gelder an Grasser und Plech weitergeleitet hat. Eine Beteiligung meines Mandanten am gemeinsamen Tatplan hat es aber nicht gegeben.“ Hochegger habe erst ab der zweiten Jahreshälfte 2005 erfahren, dass Grasser involviert sei.
Hochegger habe gewusst, dass von der Buwog-Provision 2,4 Millionen Euro an Grasser, 2,4 Millionen Euro an Plech und 2,4 Millionen Euro an Meischberger weiterüberwiesen wurden, sagte Strafverteidiger Kregcjk. Damit stützt er die Anklage, die Grasser, Plech und Meischberger genau dies vorwirft. Die Anwälte von Grasser und Plech hatten zuvor bestritten, dass ihre Mandanten Geld aus dem Buwog-Deal lukriert hatten. Meischbergers Anwalt hatte erklärt, die gesamte Provision von 9,6 Millionen Euro sei an Hochegger und Meischberger gegangen.
Zur ebenfalls angeklagten Causa Terminal Tower in Linz bekenne sich Hochegger nicht schuldig, sagte der Anwalt.
Schon zu Prozessauftakt hatte die Ankündigung von Hocheggers Rechtsanwalt, sein Eröffnungsplädoyer kurz zu halten, für Spekulationen gesorgt, dass sich Hochegger schuldig oder teilschuldig bekennen könnte.
Hochegger, einst Besitzer der zweitgrößten PR-Agentur des Landes, hat mittlerweile nach Eigenangaben kein Vermögen und wird von einem Pflichtverteidiger vertreten. Während der bisherigen Verhandlungstage wirkte er müde, den Kontakt zu den 13 Mitangeklagten vermied der bei der Hauptverhandlung stets im Pullover gekleidete Hochegger. Er kam kurz vor dem Prozess aus seiner Wahlheimat Brasilien nach Österreich und lebt nun in Wien.
Zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt, hat der 68-jährige Steirer bereits in der Telekom-Affäre erhalten. Anstatt um eine Fußfessel anzusuchen, ging der Doktor der Wirtschaftswissenschaften lieber hinter schwedische Gardinen. Groß wurde seine PR-Agentur unter der Wenderegierung ÖVP/FPÖ unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), als ersten großen Kunden zog er die Telekom Austria an Land, Finanzminister Karl-Heinz Grasser war damals ein gern gesehener Gast in der PR-Agentur.
Richterin Marion Hohenecker vertagte nach dem überraschenden Paukenschlag durch Hocheggers Anwalt Leonhard Kregcjk auf kommenden Dienstag.
„Ich bin überrascht und verwundert. Hochegger glaubt, sich durch eine Unwahrheit seine Position verbessern zu müssen“, erklärte Grasser Anwalt Manfred Ainedter nach den Ausführungen von Hocheggers Rechtsanwalt.
Auf die Frage, wie Grassers Verteidigung auf das Teilgeständnis nun reagieren werde, meinte Anwalt Ainedter: „Man wird sich damit auseinandersetzen müssen. Verbessern tut es die Situation nicht, das ist klar.“