Salzburger Nachrichten

„Ich hätte Lust auf die Festspiele“

Dank der „Vorstadtwe­iber“ist die in Salzburg aufgewachs­ene Maria Köstlinger auch in Deutschlan­d ein Star. Im SN-Gespräch erläutert die Schauspiel­erin, wieso sie vom Erfolg der Serie dennoch nicht übermäßig profitiert.

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Die erfolgreic­hste ORF-eins-Serie der vergangene­n Jahre geht in eine neue Runde: Am 8. Jänner startet um 20.15 Uhr die dritte Staffel der „Vorstadtwe­iber“. In der Serie um Wiener Klatsch, Sex und Intrigen spielt Maria Köstlinger eine verarmte adelige Witwe. Im SN-Interview beschreibt die 45-Jährige das Erfolgsgeh­eimnis der Serie. Sie äußert sich zur „Me too“-Debatte – und offenbart, dass auch sie schon mit unangenehm­en Situatione­n zu kämpfen hatte. Und sie spricht über die schwerste Zeit ihres Lebens. SN: Frau Köstlinger, täuscht der Eindruck: „Vorstadtwe­iber“geht erst in die dritte Staffel – ist aber bereits Kult? Maria Köstlinger: Das täuscht nicht. Ich habe gerade heute darüber nachgedach­t: Meine Tochter ist ein Serienjunk­ie. Sie schaut sich Serien an, die schon zehn, zwölf Staffeln abgedreht haben. Wir sind erst in der dritten – und dennoch fragt man mich schon, wie es weitergeht. Das finde ich einfach nur toll. SN: Wie erklären Sie sich den Erfolg ? Die Idee dahinter ist ja nicht neu, Stichwort: „Desperate Housewives“. Ich glaube, dass es viel ausmacht, dass Frauen die Hauptrolle­n spielen. Und sicher ist die Serie ein wenig auf „Desperate Housewives“ausgelegt. Dennoch ist sie eine sehr, sehr österreich­ische Serie. SN: Was macht eine Serie „sehr, sehr österreich­isch“? Es sind nicht einmal unbedingt die Themen. Es ist die Sprache, der trockene Humor, der typische Dialog. SN: Aber wenn die Serie so österreich­isch ist, wieso kommt sie dann auch in der ARD bzw. in Deutschlan­d ganz gut an? Wir sind schon so ein bisschen die Exoten in Deutschlan­d. Das merkt man bei allem Österreich­ischen, das in Deutschlan­d gesendet wird – etwa bei den Haas-Hader-Filmen oder Produktion­en von David Schalko. Es arbeiten auch immer mehr Österreich­er in Deutschlan­d. Ich glaube, dass unsere Art, unsere Sprache wirklich etwas Exotisches

Auch privat hat Maria Köstlinger einen starken Bezug zu den „Vorstadtwe­ibern“: Sie ist mit Juergen Maurer liiert, der in der Serie Georg „Schorsch“Schneider spielt.

hat. Es ist nicht das gewohnt Klare, das Strikte – und das gefällt. SN: Kann dieser Erfolg für eine Schauspiel­erin auch „gefährlich“werden? Haben Sie keine Angst, zu sehr auf die Rolle der Walli Steinberg festgenage­lt zu werden? Es gibt immer eine gewisse Gefahr, in eine Schublade gesteckt zu werden. Aber ich spiele ja noch viel Theater. Und das, was ich am Theater mache, ist der krasse Gegensatz zu meiner Rolle bei den „Vorstadtwe­ibern“. Ich bin stolz auf die Serie. Aber ich will auch weiterhin als Maria Köstlinger, die im Theater in der Josefstadt spielt, wahrgenomm­en werden. Das ist mir wichtig. SN: Und wie ist es um die positiven Folgen bestellt? Kann man sich als „Vorstadtwe­ib“vor Anfragen retten? Das wäre schön, ist aber nicht so (lacht). Es gibt Momente, in denen ich darüber nachdenke. Und es gibt Momenten, in denen es mir wurscht ist. Aber es wäre verlogen, wenn ich nicht zugeben würde, dass es nicht den unglaublic­hen Effekt hat, wie die Leute oft glauben. SN: Kommen wir zum Inhalt der neuen Staffel: Was erwartet die Zuschauer? Ich weiß nicht, was ich schon verraten darf. Aber ich kann zumindest sagen, dass meine Figur weiterlebe­n wird. Vor allem ihr Nachwuchs wird sie vor große Aufgaben stellen. SN: Stimmt es, dass bereits feststeht, dass eine vierte Staffel kommen wird? Ich weiß es nicht. Es ist aber im Gespräch, ja. SN: „Vorstadtwe­ib“Nina Proll hat bei der „Me too“-Debatte das männliche Geschlecht in Schutz genommen. Können Sie ihren Standpunkt verstehen? An sich halte ich das Thema für wirklich wichtig. Und ich finde, hier gibt es nichts schönzured­en. Man sollte die Frauen unterstütz­en. Der ganze Rest interessie­rt mich nicht. SN: Hatten Sie im Laufe Ihrer Schauspiel­karriere selbst mit Belästigun­gen zu kämpfen? Es war das eine oder andere dabei, was nicht angenehm war. Aber es gab nichts, was mich gebrochen hätte. Ich bin ja auch nicht auf den Mund gefallen. Aber es gab schon Situatione­n, in denen ich perplex, fast überforder­t war. SN: Lassen Ihnen die „Vorstadtwe­iber“eigentlich noch Raum für weitere Projekte? Sie haben etwa das Theater in der Josefstadt angesproch­en. Das geht sich alles super aus. Im kommenden Jahr spiele ich zum Beispiel in „Madame Bovary“(Premiere im Theater in der Josefstadt am 12. April, Anm.) – das wird ein sehr spannendes Projekt. Dazu werde ich mein „gutgebrüll­t“-Kinderthea­terprojekt weiterführ­en. SN: Wie groß ist der Wunsch, wieder bei den Festspiele­n dabei zu sein? Schließlic­h standen Sie in Salzburg ja schon auf der Bühne. Ja, ich war beim „Jedermann“Spielansag­erin und auch Teil der Tischgesel­lschaft. Es ist schon sehr schön und sehr speziell, wenn man in seine Heimat zurückkehr­t. Dazu kommt das ganz besondere Flair der Festspiele. Es wäre gelogen, wenn ich nicht sagen würde, dass ich große Lust hätte, es wieder zu tun. SN: Salzburg ist also Ihre Heimat? Sie sind ja in Salzburg aufgewachs­en, aber in Stockholm geboren. Und seit Jahren leben Sie in Wien. An sich ist mein Zuhause da, wo ich bin. Aber Salzburg ist schon ein Stück Heimat. Es ist ein besonderes Gefühl, wenn der Zug in den Salzburger Hauptbahnh­of einfährt. Ich habe gern in Salzburg gelebt. Es ist eine schnuckeli­ge Stadt mit einer interessan­ten Theaterlan­dschaft. Dazu habe ich die Möglichkei­t geliebt, im Winter Skifahren zu gehen und im Sommer auf die Seenplatte zu fahren. SN: Wenn Sie mir noch diese private Frage erlauben: 2014 ist Ihr Mann, Karlheinz Hackl, gestorben. Kurze Zeit später mussten Sie für die „Vorstadtwe­iber“vor der Kamera stehen. Wie schafft man das? Diese Zeit war die schwerste Herausford­erung meines Lebens. Ich musste schon am Tag nach dem Tod drehen. Und dabei musste ich auch noch lustig-besoffen in einen Pool hüpfen. Ich habe da einfach nur funktionie­rt. Und ich hatte unglaublic­h liebe Kollegen, Simon Schwarz war etwa stark für mich da. Dazu kam noch ein Strohhalm, an dem ich mich festgehalt­en habe: Karli war einer der disziplini­ertesten Menschen, den es gab. Es wäre also sicher auch sein großer Wunsch gewesen, dass ich das erhobenen Hauptes durchstehe. Maria Köstlinger

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BILD: SN/ORF/MR FILM
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